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Spitze in was?

Mächtig stolz ist der Verband der forschenden Arzneimittelunternehmen (VFA) auf die hohe Zahl von 38 Biologika, also gentechnisch hergestellten Medikamenten,1 die 2018 zugelassen wurden.2 Den Herstellern bringt das gute Umsätze – aber nützt es auch Patientinnen und Patienten? Ein genauer Blick auf die VFA-Liste (unten) zeigt kein so vorteilhaftes Bild.3

Pressemitteilung des Verbands der forschenden Arzneimittelunternehmen (VFA) und VFA-Liste
Bild: VFA (2019) Pressemitteilung 25. Juni (links) / VFA-Liste (unten)
  • Nutzung für Patienten im Mittelpunkt? Nur zwei Medikamenten wurde ein beträchtlicher Zusatznutzen bescheinigt.
  • Spitze für die Hersteller: Der Umsatz von Biologika wuchs mit fast 12% dreimal so schnell wie für andere Medikamente.2
  • 17 mal: nicht besser. 3 mal kein Zusatznutzen. Plus 14 Biosimilars, also Generika von Biologika. Sie müssen laut Gesetz gleich wirken wie die Originale.
  • Gentherapeutika: Hoffnungen7 bislang nicht erfüllt. Bei Tisagen lecleucel Zusatznutzen nur aus rechtlichen Gründen.8

5 der neuen Medikamente waren 2018 zwar europäisch zugelassen worden, aber vergangenes Jahr in Deutschland noch
nicht verfügbar. Bei 14 Produkten handelt es sich um Biosimilars, die Patienten keinen zusätzlichen Nutzen bringen. Bei der Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss4 fielen 3 Medikamente komplett durch. In 9 Fällen ließ sich aufgrund unklarer Studienergebnisse nicht abschätzen, wie groß der Zusatznutzen tatsächlich ist. 8 davon waren Mittel für seltene Erkrankungen (Orphan drugs), denen per Gesetz generell ein Zusatznutzen zusteht.5 Eine positive Bilanz gibt es für zwei neue Medikamente, denen ein beträchtlicher Zusatznutzen bescheinigt wurde, und drei mit geringem Zusatznutzen. Zwei weitere Mittel sind Impfungen gegen Dengue (Tropenkrankheit) und Gürtelrose. Letztere wurde in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen, weil der Impfstoff besser wirksam ist als der bisherige.6

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2019 / S.28