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Geschickt getarnte Infusion

Öffentliche Werbung für rezeptpflichtige Medikamente ist seit Langem verboten. Diese großformatige Anzeige wirbt gut getarnt für eine neue Krebstherapie, ohne das Präparat beim Namen zu nennen. Das ist auch nicht nötig: Der Pharmahersteller Gilead hat nur ein Produkt für die CAR T-Zelltherapie: Yescarta®. Nur zur Behandlung einer speziellen Form der Leukämie wurde es im August 2018 von der EMA zugelassen, ist aber in Deutschland derzeit noch nicht erhältlich.

Versteckte Werbung für die CAR T-Zelltherapie

  • Anzeige? Selbst im Original ist dieser zarte Hinweis fast nicht zu erkennen.
  • Durchbruch? Die Therapie ist nur für sehr wenige Patienten geeignet und zu neuartig, um den Erfolg abschätzen zu können.1
  • Was fehlt? Einen Hinweis auf schwerwiegende, mitunter lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen findet man nicht.
  • Infografik: Täuscht Sachlichkeit vor, macht aus Werbung aber noch keine solide Information.

Die CAR-T-Zelltherapie verwendet gentechnisch veränderte Immunzellen, die jeweils aus dem Blut des Patienten hergestellt werden und sein Immunsystem gegen die Tumorzellen scharf machen sollen. Diese Behandlungsstrategie könnte für bestimmte Patienten und Krebsarten erfolgversprechend sein.1,2 Die Infusionen greifen aber massiv in das Immunsystem ein. Auf der US-Website der Firma steht folgende Warnung: „Yescarta® kann lebensbedrohliche Nebenwirkungen auslösen und zum Tode führen.“ 3 In der deutschen Anzeige fehlt dieser Warnhinweis. Das Medikament wurde von Kite Pharma entwickelt. Gilead war der Kauf des kleinen Unternehmen 11,9 Milliarden US-Dollar wert, auch wenn die Entwicklungskosten von Yescarta® nur einen Bruchteil davon betrugen.4 Aber Gilead holt sich die Ausgaben für den spekulativen Kauf über hohe Preise zurück: In den USA kostet eine Behandlung umgerechnet 373.000 US-Dollar.4

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2019 / S.28