Wie gelingen gute Gespräche in der Arztpraxis?
Was im Sprechzimmer weiterhilft
Gespräche im Sprechzimmer haben es häufig in sich: Patient:innen stehen oft vor schwierigen Entscheidungen, wenn es um ihre Gesundheit geht. Sollte ich eine Tablette gegen meinen Bluthochdruck nehmen, oder bringt es mehr, wenn ich meinen Lebensstil ändere? Möchte ich meinen Bandscheibenvorfall operieren lassen, oder soll ich es erst noch mal mit Physiotherapie versuchen?
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Solche und ähnliche Fragen sind nicht immer leicht zu beantworten. Viele Patient:innen wünschen sich in diesen Situationen vor allem einfühlsame Gesprächspartner:innen. Doch mit Empathie allein kommt man oft nicht zum Ziel. Und dieses Ziel heißt: eine informierte Entscheidung treffen – gemeinsam mit den Gesundheitsprofis.
Für informierte Entscheidungen braucht es – na klar – korrekte und umfassende Informationen über Vor- und Nachteile von Behandlungsoptionen. Sie stammen aus gut gemachten Studien. Es braucht aber auch die Erfahrung von Ärztin oder Arzt, Therapeutin oder Therapeut. Und last but not least braucht es die Expertise der Patient:innen, denn nur sie wissen über ihre eigenen Bedürfnisse Bescheid, kennen ihre Werte und Wünsche.
Wenn diese drei Elemente zusammenkommen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Gespräche von allen Beteiligten als gut empfunden werden und Patient:innen auch später noch mit der Entscheidung zufrieden sind.
Sich über Behandlungsmöglichkeiten klar werden
Manche Hausärzt:innen nutzen eine Software, die Patient:innen helfen soll, sich leichter für eine Behandlungsmöglichkeit zu entscheiden. Das soll Gespräche in der Arztpraxis verbessern. Doch kann das wirklich ein Computer leisten? Das haben wir Norbert Donner-Banzhoff gefragt. Er ist emeritierter Professor für Allgemeinmedizin, hat lange selbst in einer Hausarztpraxis gearbeitet und gilt als Wegbereiter der evidenzbasierten Medizin in Deutschland. Außerdem ist er Mitbegründer einer Genossenschaft, die die Software arriba entwickelt hat.
Medikamente leichter im Blick behalten
Patient:innen, die gleichzeitig mehr als drei verschreibungspflichtige Medikamente für mindestens 28 Tage einnehmen müssen, können eine elektronische Auflistung all ihrer Arzneimittel bekommen. Die Idee dahinter: Der Plan soll die Einnahme von Medikamenten sicherer machen. Nicht nur die Patient:innen selbst, sondern auch alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte können sich so leichter darüber informieren, was ihre Patient:innen gerade einnehmen. Doch es gibt auch Nachteile des elektronischen Medikationsplans.
An einer klinischen Studie teilnehmen?
Vielleicht hat Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie schonmal gefragt, ob Sie an einer klinischen Studie teilnehmen möchten oder Sie finden eine Studie interessant, von der Sie gehört haben und denken nun darüber nach, an der Untersuchung teilzunehmen? Bevor Sie sich für oder gegen eine Teilnahme entscheiden, stellen Sie sich bestimmt einige Fragen. Wo sie Hilfe für diese Entscheidung finden.
Chronisch krank? Was dann wichtig ist
Chronisch bedeutet: Die Erkrankung ist sehr langwierig oder kehrt immer wieder, und sie heilt meist nicht vollständig aus. Eine chronische Erkrankung beginnt schleichend, man bemerkt sie oft erst dann, wenn sich erste Beschwerden einstellen. Nach der Diagnose geht es nicht nur um die beste Therapie, vielmehr müssen sich Betroffene Gedanken über ihre Gesundheit und den eigenen Körper machen. Und sie müssen ihren Alltag der neuen Situation anpassen. Das ist harte Arbeit. Gute Gespräche mit Ärzt:innen und Therapeut:innen sind bei chronischen Erkrankungen besonders wichtig.
Buchtipp: Warum Abwarten oft die beste Medizin ist
Weniger ist oft mehr – diese Erkenntnis wird in der Medizin zunehmend diskutiert. Seit einiger Zeit gibt es auch Initiativen, die für eine kluge und mehr patientenfokussierte Diagnostik und Therapie werben (etwa „Choosing wisely“ oder „Gemeinsam gut entscheiden“). Bei der Krebsfrüherkennung ist die Problematik inzwischen sogar in Patientenbroschüren angekommen. Anders als der Buchtitel „Fragen Sie weder Arzt noch Apotker“ suggeriert, sollen Patient:innen aber nicht auf das Arztgespräch verzichten – und auch nicht aufs Fragenstellen. Vielmehr kommt es nach Ansicht der Autoren darauf an, die richtigen Fragen ins Sprechzimmer mitzubringen.
Stand: 1. Dezember 2025