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Vorsicht Wechselwirkungen!

Nehmen Sie regelmäßig rezeptpflichtige Medikamente ein? Und kommt es vor, dass Sie sich zusätzlich ohne Rezept Präparate in der Apotheke besorgen? Einige Tipps1 könnten dann für Sie wichtig werden.

Medikamente sollen heilen, Beschwerden lindern und Folgeschäden von Erkrankungen verhindern. Solche erwünschten Wirkungen, seien es Schmerzlinderung, die Bekämpfung einer Infektion oder die Linderung von Atemnot, werden aber oft durch unerwünschte Wirkungen getrübt. Die können auch dann auftreten oder stärker werden, wenn mehrere Medikamente eingenommen werden, die sich nicht vertragen oder gegenseitig in ihren unerwünschten Wirkungen verstärken.

Gefahr auch aus der Natur

Bekannt sind solche Wechselwirkungen für viele Medikamente, auch für solche, die ohne Rezept erhältlich sind. Selbst pflanzliche Arzneimittel sind keineswegs immer harmlos. Dazu einige Beispiele:
Johanniskraut wird oft bei Depressionen eingenommen. Aber Vorsicht: Wie kein anderer Pflanzenextrakt kann Johanniskraut die Wirkung anderer Arzneimittel abschwächen, beispielsweise die Wirkung von Lipidsenkern, Mitteln gegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und AIDS.2

Johanniskraut kann die Wirkung der Antibaby-Pille so stark abschwächen, dass Frauen ungewollt schwanger werden.
Arzneimittel gegen Sodbrennen (Antazida wie z.B. Maaloxan®) verringern die Wirkung vieler Arzneimittel, z.B. von Antibiotika oder Schilddrüsenhormonen.

Das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, das auch in vielen Kombinationspräparaten wie Thomapyrin® enthalten ist, beeinflusst die Effekte zahlreicher Arzneimittel. Wer Blutgerinnungshemmer wie Heparin oder Marcumar® verwendet, erhöht so sein Blutungsrisiko.
Auch Ginkgo (Tebonin® u.a.) und Knoblauch-Präparate können die Blutungsneigung verstärken und damit das Risiko gefährlicher Blutungen erhöhen.

Es sind folglich nicht nur rezeptpflichtige Medikamente, die die Wir­kungen anderer Arzneimittel ver­stärken oder hemmen können, sondern auch rezeptfreie. Was viele nicht vermuten: Selbst Kräuterprodukte sowie Milch und vor allem Grapefruitsaft (siehe GPSP 5/2006, S. 2) können Wechselwirkungen mit Medikamenten hervorrufen.
Wenn Sie das nächste Mal zum Arzt gehen: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin einen aktuellen Medikamentenplan geben, in dem alle Ihre Medikamente eingetragen sind.

Wenn Sie das nächste Mal in die Apotheke gehen: Fragen Sie, ob sich die ohne Rezept gekauften Produkte mit den verordneten Medikamenten vertragen. Fragen Sie auch, ob bei der Einnahme bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten sind, beispielsweise ein zeitlicher Abstand zu anderen Arzneimitteln.

Die Wechselwirkungen vieler Medikamente sind gut untersucht, andere werden nur vermutet. Einige Wechselwirkungen können sich lebensbedrohlich auswirken (wie die verstärkte Blutungsneigung durch zusätzlich eingenommene Acetylsalicylsäure), die meisten jedoch nicht. Ärzte und Apotheker können prüfen, ob Sie Ihre verordneten und Ihre rezeptfreien Produkte gleichzeitig verwenden können und was dabei zu beachten ist. Am besten ist es, so wenig Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel wie möglich einzunehmen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2010 / S.03