Sind neue Arzneimittel immer besser?
Oft ist der Zusatznutzen fraglich
Die Pharmaindustrie bringt fortwährend neue Medikamente auf den Markt. Häufig sollen sie jedoch bei Krankheiten eingesetzt werden, für die es bereits bewährte Arzneimittel gibt. Für die Hersteller ist die Neuentwicklung besonders interessant, wenn der Patentschutz ihrer älteren Mittel abgelaufen ist und andere Firmen billigere Nachahmerpräparate auf den Markt gebracht haben.
Inhalt
In Deutschland sollen neue Arzneimittel einen Zusatznutzen haben, damit die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. In unserer Rubrik „Neu – aber auch besser?“ stellen wir regelmäßig neue Medikamente vor und erklären, welchen Mehrwert sie bieten.
Überaktive Blase: Was bringt Vibegron?
Der Wirkstoff Vibegron wird in in Deutschland unter dem Handelsnamen Obgemsa® vertrieben. Das Mittel soll Symptome wie häufigen Harndrang sowie Dranginkontinenz (fehlende Kontrolle über die Blasenentleerung) lindern. Doch das Wirkprinzip ist nicht neu. Im Vergleich mit einem bewährten und günstigeren Mittel schneidet das neue Medikament nicht besser ab.
Osteoporose: Was bringt Abaloparatid?
Abaloparatid ist EU-weit zur Behandlung von Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren zugelassen, die ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche haben. Abaloparatid ist formal ein neuer Wirkstoff, hat aber die gleiche Wirkung wie das ältere Medikament Teriparatid: Es regt den Knochenaufbau an. Bislang ist kein Zusatznutzen für das neue Medikament gegen Osteoporose festgestellt worden.
Hand-Ekzem: Was bringt Delgocitinib?
Delgocitinib-Creme ist EU-weit seit September 2024 zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Handekzemen bei Erwachsenen zugelassen, wenn Cortison-Cremes nicht ausreichend helfen oder nicht eingesetzt werden können. Delgocitinib ist der erste Wirkstoff aus der Gruppe der Januskinase-Hemmer, der als Creme bei Hand-Ekzemen eingesetzt wird. Doch die Ergebnisse der vorgelegten Studien sind nicht aussagekräftig genug, um zu beurteilen, ob die Creme besser wirkt als eine mit Cortison.
Glaukom: Was bringt Netarsudil?
Netarsudil ist ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff, der zusätzlich zu dem älteren Wirkstoff Latanoprost in Augentropfen gegen den Grünen Star (Glaukom) enthalten ist. Das Kombi-Medikament ist in Deutschland seit Anfang 2023 verfügbar. Zugelassen ist es zur Senkung des Augeninnendrucks bei Erwachsenen, wenn die Behandlung mit einem Einzelwirkstoff allein nicht ausreicht. Allerdings zeigte sich in Studien kein Vorteil.
Erdnussallergie bei Kleinkindern: Was bringt AR101?
AR101 ist für Kinder von 1 bis 4 Jahren EU-weit seit Dezember 2024 zugelassen. Das Medikament besteht aus gemahlenen Erdnüssen und wird zur Hyposensibilisierung von Menschen mit einer Erdnuss-Allergie eingesetzt. Der Zusatznutzen des Medikaments ist jedoch fraglich.
Stand: 29. September 2025