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Natürlich ist nicht immer sanft

Leberschäden durch Pflanzenprodukte

Pflanzliche Präparate gelten allgemein als gut verträglich. Dennoch bergen auch sie Risiken – allerdings insgesamt seltener als chemisch produzierte Arzneimittel.

Die Risiken pflanzlicher Mittel und die Auslöser unerwünschter Wirkungen abzuschätzen, ist bisweilen kompliziert. Pflanzen und deren Extrakte enthalten eine Vielzahl von Bestandteilen, und die genaue Zusammensetzung ist oft nicht bekannt. Zudem variieren häufig die Inhaltsstoffe. Dies hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel der Anbauregion, dem Wetter und der Erntezeit. Außerdem: Durch großtechnische Verarbeitung und Anreicherung bestimmter Inhaltsstoffe haben die meisten der heute angebotenen Pflanzenprodukte oft wenig mit den traditionell verwendeten Kräutern, Tees oder Tropfen gemein.

Die vielfältigen Bestandteile pflanzlicher Präparate werden überwiegend – wie auch andere Arzneimittel – in der Leber abgebaut. Sie ist dabei bisweilen überfordert und kann geschädigt werden. Dies gilt bekanntlich für viele chemische Arzneimittel, aber auch für pflanzliche Mittel. Manchmal wollen Firmen dies nicht wahrhaben. Oder sie versuchen, Informationen zu solchen Risiken zu unterdrücken. So überzog der Anbieter von Pelargonium-Extrakt (Umckaloabo®) vor wenigen Monaten mehrere Tageszeitungen mit Gegendarstellungen, weil diese über Verdachtsberichte zu Leberschäden berichtet hatten (vgl. GPSP 6/2006).

Das leberschädigende Potenzial von Arzneimitteln wird manchmal erst nach jahre- oder jahrzehntelangem Gebrauch erkannt. Vor allem bei Präparaten, die allgemein als harmlos eingeschätzt werden – und das ist bei pflanzlichen Präparaten meist der Fall – werden Nebenwirkungen spät erkannt. Dies gilt beispielsweise für Leberschäden in Verbindung mit Schöllkraut1,2, Pelargonium-Extrakt (Umckaloabo®)3 und Traubensilberkerze (Cimicifuga).4 Kava Kava-haltige Arzneimittel wurden deshalb sogar verboten (siehe GPSP 2/2006).

Noni umstritten

Auch in Verbindung mit Noni-Säften (aus den Früchten der Morinda citrifolia, auch indischer Maulbeerbaum genannt) sind mehrere Berichte zu Leberschädigungen bekannt geworden. Das zuständige Gremium der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sieht allerdings „keinen überzeugenden Beweis“ für einen Zusammenhang.5 Angesichts des fraglichen Nutzens von Noni-Zubereitungen halten wir diese ohnehin für entbehrlich. Vor allem wer eine kranke Leber hat, sollte Beipackzettel genau studieren. Meiden Sie generell Produkte, die im Verdacht stehen, das wichtigste Entgiftungsorgan schädigen zu können. Dies gilt auch für pflanzliche Präparate.

 

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2007 / S.03