Schwanger auf Reisen
Mit Baby im Bauch: Was zu beachten ist
Die Fernreise ist seit Monaten gebucht – und nun plötzlich schwanger! Oder eine verlockende Last-Minute-Reise bietet für längere Zeit die letzte Gelegenheit für einen Urlaub zu zweit – und nicht zu dritt. Spricht etwas gegen eine Reise mit Baby im Bauch? Viele Reisen sind gut möglich.
Natürlich müssen schwangere Frauen im Urlaub nicht zuhause hocken! Je weiter die Reise geht, je länger sie dauert und je schlechter die medizinische Versorgung am Zielort ist, desto eher sollten Sie jedoch Abstriche machen. Im Zweifelsfall kann man den Zeitpunkt der Reise und das Reiseziel mit einem Arzt oder einer Hebamme besprechen. In jedem Fall ist es günstig, sich rechtzeitig über die medizinische Versorgung vor Ort zu informieren. Besondere Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen sind bei so genannten Risikoschwangerschaften ernst zu nehmen, wenn es also schon mal eine Fehlgeburt gab oder Mehrlinge unterwegs sind. Dann sollten Sie auf eine Fernreise verzichten. Bei unkompliziertem Schwangerschaftsverlauf können auch entferntere Ziele angesteuert werden.
Der günstigste Reisetermin ist das zweite Schwangerschaftsdrittel, also die 18. bis 24. Woche.1 Das ist die Zeit, in der die Organbildung, also wesentliche Schritte in der Entwicklung des Kindes, beendet ist. Auch die Zeit der häufigen Übelkeit ist vorbei. Zudem ist der Bauch noch relativ flach, das Baby also noch nicht so groß und schwer, dass es eine wirkliche Last ist. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel ist sowohl das Risiko einer Fehlgeburt als auch das Risiko vorzeitiger Wehen relativ gering.
Für das Wohlbefinden während der Reise spielt bereits die Art des Verkehrsmittels eine besondere Rolle. Bahnfahrten sind meist stressarm (Platzkarten!) und bieten viel Bewegungsfreiheit. Enger und stressiger kann es im Auto werden, vor allem, wenn man von Stau zu Stau fährt. Bei längeren Autofahrten gilt es, in kürzeren Abständen als üblich, also alle ein bis zwei Stunden, eine Pause zu machen und sich die Beine zu vertreten. Längeres Sitzen im Auto erhöht die Gefährdung durch Thrombosen. Durch die Hormonumstellung im Körper ist das Risiko von solchen Blutgerinnseln nämlich besonders hoch.
Kürzere Flugreisen sind im zweiten Schwangerschaftsdrittel in der Regel kein Problem. Fluglinien nehmen Frauen mit unkomplizierter Schwangerschaft meist bis zur 35. Woche mit. Manche verlangen bereits ab der 28. Schwangerschaftswoche ein ärztliches Attest, das die Flugtauglichkeit bescheinigt. In den letzten Wochen ist es ohnehin besser, nicht mehr zu fliegen, damit das Kind nicht im Flugzeug zur Welt kommt. Dies geschieht aber zum Glück sehr selten.
Auf längeren Flugstrecken (ab vier bis fünf Stunden) und bei Risikofaktoren wie Krampfadern ist es wichtig, Kompressionsstrümpfe zu tragen, damit sich keine Blutgerinnsel in den Beinen bilden. Auch Fußgymnastik soll vorbeugend wirken – eine Anleitung findet sich häufig in den Fluginformationen an Bord oder wird als Video gezeigt. Sehr nützlich ist außerdem, genügend zu trinken und regelmäßig im Flugzeug auf- und abzugehen.
Innerhalb Europas eignen sich die meisten Reiseziele auch für Schwangere. Schwieriger wird es beim Urlaub in den Tropen, und dies nicht nur wegen der größeren Entfernung. Die medizinische Versorgung ist häufig deutlich schlechter als zu Hause. Und oft sind – ob mit oder ohne Baby im Bauch – besondere Vorsorgemaßnahmen nötig. So müssen in Malariagebieten prophylaktisch Arzneimittel eingenommen oder bei geringerem Infektionsrisiko zumindest mitgenommen werden, um sie bei Verdacht auf Malaria notfallmäßig einzunehmen. Unbedenklich für die werdende Mutter und ihr Kind sind solche Medikamente jedoch nicht. Das gilt ebenfalls für die Folgen der in den Tropen verbreiteten Durchfallerkrankungen und deren Therapie. Wir halten es daher für ratsam, während der Schwangerschaft nicht in die Tropen zu reisen, weil dort das Risiko, an Durchfall, Malaria, Gelbfieber und anderen Infektionen zu erkranken, hoch ist.
Extreme Höhen machen nicht nur die Eltern kurzatmig, sondern gefährden auch das werdende Kind durch Sauerstoffnot. Wer in der Schwangerschaft topfit ist und keinerlei Probleme hat, kann sich in Höhenlagen bis maximal 2.500 m aufhalten, sofern eine langsame Anpassung an die Höhen möglich ist.2 Besser wäre es jedoch, vorsichtshalber nicht so hoch hinaus zu wollen.
Für viele ist Urlaub gleichbedeutend mit sportlicher Aktivität. Allerdings verlieren schwangere Frauen das gewohnte Gleichgewichtsgefühl, weil sich mit zunehmender Körperfülle ihr Körperschwerpunkt verlagert. Besonders gut eignen sich Sportarten, bei denen das Gewicht nicht nur auf den Beinen lastet, also beispielsweise Schwimmen oder Fahrrad fahren. Auch Wandern, einschließlich Nordic Walking, ist eine gute Wahl. Hingegen sollten turbulente Mannschaftsspiele und Aktivitäten mit Sturzrisiko wie Wasserski, Reiten oder Klettern – und natürlich Kampfsportarten – tabu sein. Ohne Frage ist es besser, sich an bereits geläufige Sportarten zu halten, als Neues mit ungewohnten Bewegungsabläufen auszuprobieren.
Stand: 1. Juni 2009 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2009 / S.10