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© ananaline/iStock

Gesünder mit Pokémon Go?

Wer mehr Gesundheit verspricht, kann damit prima Geld verdienen. Und nun kommt „Pokémon Go“ und die frohe Botschaft: Draußen rumlaufen ist ja so gesund. Endlich sind Kids und Teenies von PC und Glotze weg. Man kann angeblich sogar Krankheiten vermeiden.

In den USA hat Gary Schwitzer, ein Spezialist für Gesundheitsberichterstattung (GPSP 1/2011, S. 9), sich genauer angesehen, wie Journalisten und Journalistinnen über das Spiel gesunde Botschaften in die Welt gesetzt haben. „Eine kurze Internetrecherche förderte tausende von Artikeln mit Überschriften zu Tage, die sich wie Werbung lasen. Sie machen Versprechungen über den Einfluss auf Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Angst, Depressionen und mehr“.3

Unter anderem nannten Journalisten das Spiel eine „Gesundheits- und Wellness-App“, versprachen „Nutzen für die seelische Gesundheit ist real“ oder „erstaunliche positive Nebeneffekte auf die Fitness“. All das und mehr wurde in US-Medien meist mit irgendwelchen Anekdoten untermauert – aber nicht mit Studien.4 Gary Schwitzer stieß im online-Portal Nature World News allerdings auf eine Geschichte, die titelte: „Pokémon Go könnte helfen Typ-2-Diabetes vorzubeugen, fand eine Studie heraus.“ Der Text zitierte eine Pressemitteilung der Universität Leicester, und das brachte Schwitzer richtig auf Trab. Denn zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Frage: Stimmt es, was Medien in Sachen Medizin berichten? Die Antwort in diesem Fall: Die Pressemitteilung enthält lediglich Sätze aus einem Interview. Eine Studie gibt es nicht.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2016 / S.14