Pharma, Go West!?
Wie die Pharmabranche die EU austricksen will
Die Faust hochgereckt, so sieht man den US-Präsidenten Trump vor dem inneren Auge aufsteigen, wenn er wieder einmal all jenen entgegenruft, die der „Regelungswut“ in Europa entkommen wollen: Kommt her! Das klingt für die von überbordender Bürokratie gequälte deutsche Seele verheißungsvoll. Außerdem: Zieht es nicht alle schon immer nach Westen, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten?
Doch wen genau meint Trump? Vor allem diejenigen, die ihren Gewinn maximieren wollen. Da fühlt sich der europäische Pharmaverband EFPIA angesprochen. Die in der EFPIA organisierten großen, internationalen Arzneimittelhersteller sehen lauter Vorteile darin, mit Sack und Pack, also mit Forschung und Produktion, gen USA zu ziehen – wo der Patentschutz die Preise hebt und die Zulassungsbehörden die Standards senken.1
Und was hat die EU zu bieten? Jedenfalls keine „wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen“, wenn man der Lobby glaubt. Die EU darf den angekündigten Umzug der Pharmafirmen nach Westen aber nicht falsch verstehen. Eine Drohung ist das genauso wenig wie die Zölle, die Trump auf europäische Medikamente erheben will. Das wird am Ende einfach ein schöner Deal.
Der deutsche Pharmalobbyverband VfA hat auch schon das passende Angebot: Die EU-Kommission stimmt jetzt endlich einem EU-einheitlichen Listenpreis für Medikamente zu. Die Industrie gibt dann geheime Rabatte für jeden einzelnen Mitgliedstaat – kann nur dummerweise keiner überprüfen. Im Gegenzug widerstehen die Hersteller dafür dem Lockruf des Großen Bruders.1 Zumindest fürs Erste. Deal?
Stand: 30. Juni 2025 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2025 / S.28