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©Jörg Schaaber

Ansteckung einkalkulieren

Wann das Haustier krank machen kann

Hunde und Katzen schnüffeln gerne überall herum. Dabei können sie sich mit Darmparasiten wie Würmern und Giardien anstecken. Hauptquelle ist Tierkot. Vor allem junge Tiere und Freigänger sollten daher regelmäßig entwurmt werden. Und auch wenn es bei aller Tierliebe schwerfällt: Bestimmte Hygieneregeln sind ein Muss. Dann ist die Gefahr minimal, sich selbst mit den Parasiten zu infizieren.

Relativ häufig werden Spulwürmer von Hunden und Katzen auf den Menschen übertragen. In Deutschlands Haushalten trägt je nach Schätzung etwa jedes fünfte bis zehnte Tier die Würmer in sich.1 Im Welpenalter sind nahezu alle Hunde und Katzen von diesen Parasiten befallen.

Die 10 bis 20 Zentimeter großen Würmer pflanzen sich im Darm der Tiere fort. Sie können, müssen aber keine Durchfälle verursachen. Vor allem Jungtiere scheiden mit ihrem Kot Wurm­eier aus und verbreiten sie so in der Umgebung. Mit dem bloßen Auge sind die Eier nicht zu sehen, sie sind aber noch nach Wochen oder Monaten ansteckend. Kinder können sich die Würmer einfangen, wenn sie Sand oder Erde in den Mund stecken. Es ist daher besser, Sandkästen im Garten abzudecken. Beim Schmusen und Spielen haben Kinder zu Welpen oft sehr engen Kontakt.
Die Eier der Spulwürmer von Hunden und Katzen entwickeln sich im menschlichen Körper nicht zu ausgewachsenen Spulwürmern. Sie schlüpfen im Dünndarm als kleine Larven, von wo aus sie über die Blutbahn in die Leber, die Lunge oder – äußerst selten – in das Nervensystem gelangen und dort monate- bis jahrelang überleben und Beschwerden auslösen können.Wie schwer die Symptome sind, hängt von der Zahl der Wurmeier beziehungsweise der Larven ab. Bei einer großen Menge kann es beispielsweise zu Fieberschüben, Leibschmerzen und Leberveränderungen kommen. Sind es nur wenige, können solche Beschwerden hingegen ganz ausbleiben.

Um Ihr Haustier und sich selbst vor dem Spulwurm zu schützen, sollten Sie Ihren Hund oder Ihre Katze regelmäßig entwurmen: Hundewelpen spätestens zwei Wochen und Katzenjunge spätestens drei Wochen nach der Geburt, jeweils gemeinsam mit dem Muttertier. Die Entwurmung sollte man von da an regelmäßig in Absprache mit dem Tierarzt wiederholen.

Selten: Fuchsbandwurm

Viel unwahrscheinlicher, dafür umso gefährlicher ist es, sich beim Haustier mit dem Fuchsbandwurm anzustecken. Er ist bloß wenige Millimeter groß. Deutschlandweit werden pro Jahr nur 30 bis 50 neue Infektionen bei Menschen registriert, die unbehandelt tödlich enden.2,3  Die Krankheitssymptome (etwa Zerstörung der Leber) treten oft erst mehr als zehn Jahre nach einer Ansteckung auf.

Neben dem Fuchs können Hunde und selten auch Katzen den Fuchsbandwurm auf ihre Halter übertragen. Jagdhunde sind besonders gefährdet und sollten monatlich entwurmt werden. Weil der Parasit auch Mäuse befällt, ist bei Hunden und Katzen, die im Freien Mäuse fangen, das Übertragungsrisiko erhöht. Es empfiehlt sich, sie alle sechs bis mindestens alle zwölf Wochen zu entwurmen.

Durchfall ist Ernstfall

Hunde und Katzen, die unter anhaltendem Durchfall leiden, sollten stets untersucht und behandelt werden. Dahinter können sich außer Würmern auch eine Infektion mit Giardien (einzelligen Darmparasiten) oder mit Salmonellen verbergen. Beide Erreger können beim Menschen schwere Durchfallerkrankungen auslösen.

Toxoplasmose und Schwangere

Toxoplasmen (Toxoplasma gondii) sind keine Würmer, sondern Einzeller, die natürlicherweise Katzen befallen. Eine Ansteckung erfolgt über Vorstufen, die so ge­nannten ­Oozysten, die mit dem Katzenkot ausgeschieden werden und lange in der Umwelt überleben, etwa auf dem Fußboden. Infiziert sich ein Erwachsener mit gesundem Immunsystem, passiert meist nichts. Steckt sich jedoch eine Frau erstmals während der Schwangerschaft an, kann der Erreger beim Baby zu Fehlbildungen führen oder sogar eine Fehlgeburt auslösen.4 Jede Schwangere wird daher früh auf Toxoplasmose getestet. Fällt der Test positiv aus, verordnet die Ärztin oder der Arzt ein Antibiotikum, damit die Infektion des Kindes verhindert oder abgemildert wird. Der Test wird im zweiten Schwangerschaftsdrittel wiederholt.

Gegen Toxoplasmose gibt es keine Impfung. Den besten Schutz bietet Hygiene. Schwangere sollten möglichst nicht das Katzenklo reinigen – oder dabei unbedingt Einweghandschuhe tragen. Handschuhe können auch verhindern, dass man bei der Gartenarbeit mit Erde in Berührung kommt, die durch Katzenkot verunreinigt wurde.

Katzenhalterinnen mit Kinderwunsch können sich beim Arzt im Vorfeld auf Toxoplasmose testen lassen. Fällt der Test negativ aus, sollte die Katze auf den Erreger hin untersucht werden. Am besten wiederholt man den Test bei der Katze mehrmals im Abstand weniger Wochen. Liegt eine Infektion vor, ist es ratsam, das Tier für die Dauer der Schwangerschaft auszuquartieren.
Immungeschwächte Menschen müssen strikt vor Toxoplasmose geschützt werden (etwa nach Organtransplantation). Sie könnte sonst einen schweren Krankheitsverlauf auslösen.

Hygiene nicht vergessen

Allgemein gilt: Einen hundertprozentigen Schutz vor Parasiten gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei seinem Haustier mit Würmern & Co. anzustecken, ist aber gering, wenn man es regelmäßig entwurmt und bestimmte Hygieneregeln beachtet. Lassen Sie sich zum Beispiel auch von scheinbar gesunden Tieren niemals im Gesicht abschlecken. Hunde oder Katzen sollten nicht mit im Bett schlafen oder am Tisch mitessen. Es empfiehlt sich, die Hände regelmäßig gründlich mit Seife zu waschen – nicht unbedingt nach jedem Kontakt mit dem Tier, aber vor dem Essen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2015 / S.04