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© alexkich/ iStockphoto.com

Zecken: Neues zu FSME

Wo liegen die Risikogebiete in Deutschland?

Mit steigenden Temperaturen werden die Zecken wieder aktiv und die Warnungen vor FSME nehmen zu. Vor einigen Jahren hat GPSP getitelt: „FSME selten“ und auf die schlechte Verträglichkeit der Impfung hingewiesen.1 Hat sich die Situation verändert?

Zecken lauern in Wäldern, Büschen, Wiesen, auch in Parks und Gärten. Im Frühjahr steigt besonders in Risikogebieten die Zahl der Erkrankungen von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) an. Überträger des auslösenden Virus ist der Gemeine Holzbock, der es beim Stich mit seinem Speichel weitergibt. Zecken können auch Borreliose-Bakterien übertragen. Früh erkannt, lässt sich Borreliose mit Antibiotika gut behandeln (GPSP 3/2014, S. 4). Gegen Viren sind Antibiotika generell machtlos.

Risikogebiete

Bisher auf den Süden Deutschlands beschränkt, werden mittlerweile einzelne FSME-Erkrankungen aus nördlichen Gebieten bekannt, etwa aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. In einem so genannten Risikogebiet besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko – vor allem für Menschen, die beruflich oder privat viel im Grünen sind. Risikogebiete gibt es derzeit in sieben Bundesländern – vor allem in den südlicheren, wie Baden-Württemberg und Bayern. 2017 sind in Bayern 5, in Thüringen 2 und in Sachsen 3 neue Kreise hinzugekommen, sodass nun insgesamt 156 Risikogebiete in Deutschland ausgewiesen sind. Da ein Risikogebiet seinen Status neuerdings für mindestens 20 Jahre behält, wächst derzeit automatisch die Zahl betroffener Kreise.2 FSME entsteht nicht nur durch einen Zeckenstich. 2016 wurden in Baden-Württemberg erstmals auch Infektionen über Rohmilch gemeldet.3

Impfen und andere Maßnahmen

Vor Zeckenstichen kann man sich durch langärmelige Kleidung, lange Hosen und Socken gut schützen. Empfehlenswert ist zudem nach dem Besuch im Freien, den Körper nach Zecken abzusuchen und die Kleidung zu waschen (GPSP 2/2007, S. 1).

Im Gegensatz zur Borreliose kann man der Frühsommer-Meningoenzephalitis mit einer Impfung vorbeugen. Das ist vor allem für Menschen sinnvoll, die sich viel im Garten oder der Natur aufhalten und in einem der Risikogebiete leben. Doch selbst dort ist überhaupt nur ein kleiner Teil der Zecken Virusträger (0,1 bis 5%). Viele Menschen bemerken den Stich der Zecke nicht, und zwei Drittel der Infektionen verlaufen völlig symptomlos. Das RKI schätzt die Gefahr, an einer voll ausgeprägten FSME zu erkranken, auf 1 zu 300 bis 1 zu 10.000.2 Das heißt: Je nach Studie bekommt FSME nur einer von 10.000 Menschen, die von einer Virus-infizierten Zecke gestochen werden, oder einer von 300.

Die voll ausgeprägte FSME zeigt nach ein paar Tagen grippeartige Beschwerden mit Fieber. Nach einem fieberfreien Intervall von etwa einer Woche wird bei jedem zehnten dieser Erkrankten eine Hirnhaut- oder Hirnentzündung, die Meningoenzephalitis, manifest. Bleibende Schäden sind seltener als oft befürchtet. Meist kommt es zur völligen Heilung. Für 1 von 100 an einer Meningoenzephalitis Erkrankten endet die Krankheit tödlich, alle anderen sind lebenslang gegen FSME geschützt.4 Schwere Krankheitsverläufe durchleben vor allem Erwachsene über 40 Jahre. Kinder und Jugendliche erkranken seltener und wenn, verläuft die Krankheit milder.

Bei FSME lassen sich nur die Symptome behandeln. Es gibt keine antivirale Therapie. Die STIKO empfiehlt eine Impfung für Menschen, die in Risikogebieten zeckenexponiert sind (Landwirte, Forst- und Laborarbeiter).5 Auch für Menschen in Nicht-Risikogebieten kann eine Impfung sinnvoll sein, wenn sie sich oft im Grünen aufhalten, wie etwa Forstarbeiter.2 Die Grund-immunisierung besteht aus drei Impfungen, für den Urlaub in einem Risikogebiet reicht der Schutz nach zweimaliger Impfung jedoch aus.

Die derzeit angebotenen Impfstoffe scheinen besser verträglich zu sein als frühere. Eine Impfung für unter Dreijährige sollte sorgfältig geprüft werden, da hier die Krankheitsverläufe meist leicht sind, aber die Impfung schlecht vertragen wird.

Fazit

Ein großer Teil der FSME-Erkrankungen kann durch persönliche Schutzmaßnahmen und konsequenteres Impfen vermindert werden. Eine Impfentscheidung muss aber nach individueller Abwägung des Infektionsrisikos und des eigenen Empfindens getroffen werden. Wichtig dabei ist, Art, Dauer und Ausmaß der Exposition im Risikogebiet einzubeziehen. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung, aber Antibiotika.

 

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2018 / S.25