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Indien: Unethische Arzneimitteltests

Indien ist ein Eldorado für Firmen, die Arzneimittel testen wollen, und die indische Regierung fördert dies durch ihre Gesetzgebung. Bei der Kontrollbehörde DCGI1 waren vor zwei Jahren bereits 582 klinische Studien registriert. Rund 150 Firmen führen diese auf dem Subkontinent im Auftrag von Pharmaherstellern durch. Die Studienteilnehmer sind aber zum Teil schlecht geschützt.

Im Prinzip sollen Ethikkommissionen dafür sorgen, dass Studienteilnehmer nicht zu große Risiken eingehen. Die neuen Ethik-Richtlinien, die 2005 in Indien auf den Weg gebracht wurden, sind allerdings noch nicht bindend, sodass es strenge und auch lasche Ethikkomitees gibt, die über die Zulässigkeit von klinischen Studien zu befinden haben. Wird eine Studie abgelehnt, kann der Antragsteller ein weniger strenges Komitee suchen. Zentral regulierte ethische Grundsätze sind in Indien aber besonders wichtig, weil viele ihr Einkommen verbessern, indem sie sich gegen Geld als Studienteilnehmer zur Verfügung stellen. Dabei ist es sogar nicht unüblich, gleichzeitig bei mehreren Studien mitzumachen.

Eine folgenreiche Schwäche des indischen Gesundheitswesens ist, dass Kranke für bestimmte diagnostische Tests und Therapien teure private Kliniken aufsuchen müssen, die sie oft nicht bezahlen können. Sie sind daher leicht zu bewegen, an einer Studie mitzuwirken, um Behandlungskosten zu sparen. Menschen, die die Not zur Teilnahme an Arzneimittelstudien zwingt, brauchen aber besonderen Schutz durch strenge ethische Richtlinien. Europäische Staaten sollten Studien, die im Ausland unter unethischen Bedingungen entstanden sind, bei der Zulassung nicht berücksichtigen und einen Stopp solcher Studien verlangen, fordert die niederländische Organisation Wemos mit ihrer Kampagne fairdrugs (www.fairdrugs.org).

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2010 / S.14