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Call the doctor

Jüngst hatten mehrere Ärzte mit der Anfrage eines gesundheitsbeflissenen Menschen zu tun. Der wollte liebend gerne – und das auf eigene Kosten – einen ganz bestimmten Test machen lassen. Der engagierte Patient wusste genau, wovon er sprach: Sein Wunschtest ermögliche nämlich die Früherkennung gleich mehrerer schwerer Erkrankungen aus ein paar Tropfen Urin.

Irgendwie kam es einigen Ärzten im Nachhinein merkwürdig vor, dass sich da ein so redseliger Patient gemeldet hatte, der dem Praxisteam bislang völlig unbekannt war. Richtig erstaunt waren sie, als kurz darauf ein Packen Informationsmaterial vom Anbieter des Urintests im Postfach ihres PC landete.

Da über die Sinnhaftigkeit des Tests noch gestritten wird – einige Experten schüren wieder mal Zweifel1 –, hätten sich die Ärzte über eine ­topaktuelle Info vom Anbieter doch eigentlich freuen sollen. Taten sie aber nicht, sondern waren richtig erzürnt.2 Warum nur?

Waren sie etwa verärgert, weil der gesundheitsliebende Unbekannte gar nicht persönlich auftauchte? Oder bewegte sie die Frage, ob sich hinter derlei Anrufen eine kostensparende Variante des traditionellen Pharmavertreters verbirgt? Sozusagen ein elektronischer Vertreter, der – statt von Arzt zu Arzt zu tingeln – nur PC und Telefonanschluss braucht und „undercover“ arbeitet, nach der Devise: Call the doctor.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2009 / S.10