Brustimplantate
Weniger haltbar als erwünscht
Weltweit haben fünf bis zehn Millionen Frauen Brustimplantate. Meistens sind sie mit Silikongel gefüllt. Ein 63-seitiger Report der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA bewertet die Sicherheit solcher Implantate1 und sieht die Risiken deutlich klarer als hiesige Anbieter.
Silikongelhaltige Brustimplantate gibt es seit 50 Jahren. Vor allem in den 1980er Jahren wurden Bedenken öffentlich. Dabei ging es nicht nur um häufige lokale Komplikationen wie Verhärtungen, Schmerzen oder asymmetrische Formen. Auch Bindegewebserkrankungen, also beispielsweise rheumatische Beschwerden, und Krebs wurden mit Brustimplantaten in Verbindung gebracht. Die Hersteller mussten in den USA darum fehlende Studien zur Sicherheit durchführen, bevor sie Silikonimplantate 2006 nach einem 14-jährigen Verkaufsverbot wieder in den Handel bringen durften. Auf der Basis dieser – zum Teil noch vorläufigen – Studienergebnisse und einer ergänzenden Literaturauswertung hat die FDA den Kenntnisstand zusammengefasst, damit Frauen auf unabhängige Informationen zurückgreifen können, wenn sie über ein Implantat zur Vergrößerung oder zum Wiederaufbau der Brust nach einer Brustkrebsoperation (Rekonstruktion) nachdenken.
Die positiven Botschaften zuerst: Die meisten Frauen sind mit Form und Aussehen der Brüste nach Implantation zufrieden. Die FDA findet zudem keine Belege dafür, dass Silikonimplantate Fruchtbarkeit, Schwangerschaft oder Stillen beeinträchtigen. Auch gibt es keinen Beleg dafür, dass Silikonimplantate Bindegewebserkrankungen verursachen. Die Studien sind allerdings weder groß genug noch ausreichend lang, um solche oder andere seltene Komplikationen zuverlässig ausschließen zu können, schränkt die FDA ein.
Es gibt aber durchaus Hinweise, dass Frauen mit Silikonimplantaten eine zwar sehr geringe, aber insgesamt erhöhte Wahrscheinlichkeit von Lymphknotenkrebs haben. Bislang sind der FDA etwa 60 derartige Erkrankungen bei Frauen mit diesen Implantaten bekannt.
Je länger eine Frau ein Silikonimplantat trägt, desto größer ist das Risiko für Komplikationen: Dazu gehören Verhärtungen um das Implantat herum (Kapselfibrose), Risse, Falten, Asymmetrie, Narben, Schmerzen oder Infektionen. Silikon kann auch aus der Hülle eines Implantats austreten.
Mit einer ersten Operation ist es oft nicht getan: Zwei bis vier von zehn Frauen, die sich die Brust vergrößern ließen, benötigen innerhalb von acht bis zehn Jahren eine erneute Operation. Nach Brustrekonstruktion sind es sogar vier bis sieben von zehn Frauen. Dabei geht es um korrigierende Eingriffe, Entfernen oder Austausch von Implantaten.
Gerade die unbefriedigende Haltbarkeit ist ein Problem. Die Implantate halten nicht das Leben lang. Bei zwei von zehn Frauen muss aus der vergrößerten Brust das Implantat innerhalb von zehn Jahren wieder entfernt werden, nach einer Rekonstruktion der Brust ist dies sogar bei etwa fünf von zehn Frauen nötig.
Mit Kochsalzlösung gefüllte Implantate hat die FDA aktuell nicht bewertet. Diese können auslaufen und dadurch ihre Form verlieren. Wegen Gluckergeräuschen, Wellenbildung und weniger natürlicher Konsistenz sind sie aus kosmetischen Gründen unbeliebt.
Auf Internetseiten von Schönheitschirurgen wird des Öfteren suggeriert, Brustimplantate seien heutzutage unproblematisch. Von lebenslanger Garantie auf Stabilität ist die Rede. Das ist verharmlosende Werbung. Die FDA spricht Klartext: Jede Frau muss damit rechnen, dass Brustimplantate bei ihr Komplikationen verursachen und früher oder später weitere Operationen nach sich ziehen.1,2 Diese warnende Einschätzung gilt für derzeit angebotene Implantate aus Silikon.
Stand: 1. Oktober 2011 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2011 / S.11