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© Massonstock/ iStockphoto.com

Beobachtungsstudien: Was ist das?

Im Artikel zum Krebsrisiko durch Blutdrucksenker ist von Studien die Rede, deren Ergebnisse nicht immer zuverlässig sind. Hier erklären wir, warum das so ist und warum Beobachtungsstudien aber trotzdem ihre Berechtigung haben.

Meist bezieht sich GPSP auf klinische Studien, wie sie etwa für die Zulassung eines neuen Medikaments nötig sind. Dabei bekommen die Studienteilnehmer unter streng kontrollierten Bedingungen ein bestimmtes Arzneimittel. Die Charakteristiken der Patienten sind genau bekannt, und die Begleittherapie ist festgelegt. Dies erlaubt eine recht gute Bewertung von Ursache und Wirkung.

Anders sieht es bei Beobachtungsstudien aus: Wie der Name schon aussagt, beobachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lediglich die Auswirkungen von Behandlungen – im Alltag von Kliniken und Arztpraxen. Die Daten kommen oft aus großen Datenbanken, beispielsweise von Krankenversicherungen. Die Charakteristiken der Patienten sowie deren Begleittherapie sind nur zum Teil bekannt. Dies macht eine Zuordnung von Ursache und Wirkung sehr schwer.

Warum Beobachtungsstudien?

Beobachtungsstudien können aber bei der Aufklärung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen hilfreich sein. Manche fallen in den oben genannten klinischen Studien gar nicht auf, weil die Patienten nicht lange genug beobachtet werden oder weil eine Nebenwirkung so selten ist, dass sie bei der relativ kleinen untersuchten Patientenzahl nicht auffallen kann.

Wenn später der Verdacht auf eine unerkannte Nebenwirkung aufkommt, dann greifen Wissenschaftler oft auf die großen Datenmengen von Versicherungen oder in großen Krankheitsregistern zurück. Sie versuchen herauszurechnen, ob die Einnahme des verdächtigen Medikamentes häufiger zu einer bestimmten Erkrankung führt als das bei Patienten der Fall ist, die andere Medikamente eingenommen haben.

Fallkontrollstudien

Eine besondere Form der Beobachtungsstudien sind Fallkontrollstudien. Dabei werden Menschen mit einer bestimmten Krankheit („Fälle“), mit einem oder mehreren, möglichst ähnlichen Menschen verglichen, die die Krankheit nicht haben („Kontrollen“). Mithilfe von komplexen statistischen Analysen sollen Unterschiede zwischen „Fällen“ und „Kontrollen“ aufgespürt werden, die für die Krankheitsentstehung bedeutsam sind. Fallkontrollstudien haben maßgeblich dazu beigetragen, die Ursachen – also Risikofaktoren – von Krankheiten aufzuklären, beispielsweise des Rauchens für die Entstehung von Lungenkrebs.

Tücken bei der Interpretation

Leider sind alle Beobachtungsstudien sehr anfällig für Fehlinterpretationen, denn sie vergleichen Patienten, die sich in sehr vielen Aspekten voneinander unterscheiden. Wenn ein Unterschied zwischen „Fällen“ und „Kontrollen“ beobachtet wird, kann zwar ein ursächlicher Zusammenhang dahinter stecken – zum Beispiel ein bestimmtes Medikament –, oft gibt es aber andere Gründe.

Es besteht dann kein kausaler Zusammenhang, sondern eine „Scheinkorrelation“. Das bekannteste Beispiel dafür ist der wiederholt nachgewiesene Zusammenhang zwischen der Anzahl der Störche und der Geburtenrate in einer Region. Niemand käme ernsthaft auf die Idee, diesen Wechselbezug (Korrelation) als Beweis dafür zu sehen, dass der Klapperstorch die Kinder bringt. Darum muss jede aus einer Beobachtungsstudie errechnete Korrelation kritisch bewertet werden.

Wie Studien mit einer zufälligen Zuteilung dieses Problem umschiffen, können Sie auf S. 24 in diesem Heft nachlesen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2019 / S.06