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© Martin Wahlborg/ iStockphoto.com

Bei Werbung Punkte weg: Medical Tribune-„Fortbildung“ fällt durch

Der Einfluss von Pharmaunternehmen auf die Fortbildung von Ärzten ist ein Problem. Die Berliner Ärztekammer hat in einem besonders krassen Fall durchgegriffen.

Ärzte müssen sich auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand halten, damit sie ihre Patientinnen und Patienten möglichst gut behandeln. Dabei sollten sie objektive und neutrale Informationen erhalten. Soweit die Theorie. Tatsächlich werden viele Fortbildungsveranstaltungen von der Pharmaindustrie gesponsert und geraten deshalb immer wieder zu Werbeveranstaltungen. Das ist für die Ärztekammern, die solche Veranstaltungen zertifizieren, aber nicht immer leicht zu erkennen.

In GPSP 6/2013 (S.28) hatten wir eine von der „Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH“ durchgeführte Veranstaltung aufgespießt. Gleich der Titel eines Vortrags lockte mit einem Werbeslogan. Und darunter stand ganz unverblümt „Ein Beitrag der Berlin-Chemie“.
Wie sich nachträglich herausstellte, hatte „Medical Tribune“ als Veranstalter die Berliner Ärztekammer hinters Licht geführt und für die Zertifizierung eine „bereinigte“ Version des Fortbildungsprogramms vorgelegt (GPSP 1/2014, S.13).

Ein Vertreter der Ärztekammer hatte die Veranstaltung besucht und war auf schwerwiegende Verstöße gegen die gebotene Produktneutralität gestoßen. Das anschließend eingeleitete Verfahren zur Aberkennung der Fortbildungspunkte ist jetzt abgeschlossen. Ärztinnen und Ärzten, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, wurden die Punkte entzogen. Sie müssen nun eine andere Fortbildung besuchen, um ihre Punkte zu bekommen. Es lohnt sich also für Ärzte, darauf zu achten, ob die Fortbildung von der Pharmaindustrie gesponsert ist – aus vielerlei Gründen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2014 / S.18