Zulassung: Kommerzieller Einfluss
Die sechs weltweit wichtigsten Zulassungsbehörden für Arzneimittel finanzieren ihr Budget zu großen Teilen aus Gebühren der Pharmaindustrie. So speist sich der Haushalt der australischen Behörde zu 96 Prozent aus Pharma-Geld, bei der europäischen EMA sind es 89 Prozent. Die kanadische Behörde finanziert sich nur etwa zur Hälfte aus den Beiträgen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die in der medizinischen Fachzeitschrift British Medical Journal erschienen ist. Darüber berichtete der Pharma-Brief.1
Problematisch ist dieser Befund, weil dadurch die Behörden, die eigentlich unabhängig zum Schutz von Verbraucher:innen agieren sollen, leicht unter kommerziellen Einfluss geraten können. Wie viel Geld die Behörde etwa für Stellen zur Verfügung hat, hängt dann davon ab, wie viele Zulassungsanträge eingereicht werden. Dadurch wird der Anreiz gesetzt, freundlich mit den Firmen zu kooperieren. Die eigentliche Aufgabe wäre aber, die eingereichten Daten streng und mit der gebotenen Distanz zu analysieren.
Allerdings wird dieser Abstand wohl nicht immer gewahrt: So sind inzwischen einige Fälle bekannt, in denen ehemalige leitende Mitarbeitende der Zulassungsbehörden im Anschluss zu Berater:innen der Pharmaindustrie wurden, in deren Verbände wechselten oder sich von Firmen anstellen ließen.
Stand: 2. Januar 2023 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2023 / S.14