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© eyenigelen/ iStockphoto.com

Zu viel, zu wenig, nicht geschüttelt

Dosierung von Antibiotika kann schieflaufen

Sind Kinder krank, wird es für Eltern immer anstrengend. Sie sind besorgt, müssen trösten und beruhigen, nachts Wärmflaschen füllen, Fieber messen und zwischendurch auch noch Medikamente geben. Vor allem bei Antibiotika, die oft als Arzneisaft daherkommen, fällt es vielen Eltern schwer, sie richtig zuzubereiten und zu dosieren. Über- oder Unterdosierung können ernste Folgen haben.

Sind die unterschiedlichen Dosierhilfen schuld? Oder fehlt es an Beratung? Vielleicht bringt auch die Abkürzung „ML“ gestresste Eltern durcheinander: Steht das Kürzel für Messlöffel oder Milliliter? Jedenfalls haben Eltern oft Probleme damit, flüssige Arzneimittel für Kinder richtig anzuwenden. Im Rahmen einer französischen Studie wurden 100 Erwachsene mit einem kranken Kind gebeten, Antibiotikasaft zuzubereiten und zu dosieren.1 Zunächst gelang es rund der Hälfte der Teilnehmer nicht, das Mittel richtig anzusetzen: Sie füllten zu viel oder zu wenig Wasser auf, schüttelten nicht lange genug, wodurch die Flüssigkeit klumpig blieb, oder warteten nicht, bis sich der Schaum abgesetzt hatte. Anschließend schaffte es jeder zweite Teilnehmer nicht, mit dem Dosierlöffel die richtige Menge Antibiotikasaft abzumessen.

Nervige Messbecher

Wie schwer Eltern die Dosierung von flüssigen Arzneien fällt, zeigte auch eine Studie2 an einer Kinderklinik in New York. 300 Mütter und Väter wurden aufgefordert, Flüssigarzneien mit verschiedenen Dosierhilfen abzumessen: Bei einem Messbecher mit aufgedruckten Markierungen gelang das nur knapp jedem dritten Teilnehmer. Waren die Striche eingestanzt, schaffte es immerhin jeder zweite.

Eine andere Studie zeigt bei etwa jedem zehnten Kind unerwünschte Arzneimittelwirk­ungen3 – und dazu können auch Über­dosierungen beitragen. Wird zu wenig Antibiotikum gegeben, kann die erwünschte Wirkung auf der Strecke bleiben.

Besser Pipetten und Spritzen

Dabei wäre es gar nicht so schwer, Eltern das Leben leichter zu machen. Die New Yorker Studie zeigte nämlich auch: Mit einer Pipette oder einer Spritze kommen Eltern deutlich besser zurecht.
Mehr als 90 Prozent gelang damit die richtige Dosierung. Ein erster Schritt wäre also, Flüssigarzneien mit diesen Dosierhilfen anzubieten. Einige Hersteller legen sie inzwischen bei, doch häufig müssen sich Eltern noch immer mit Messbechern und Messlöffeln herumschlagen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2017 / S.25