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Versteckte Homöopathie

Diese Anzeige für Rheumagil® des Anbieters Heilpflanzenwohl erweckt den Eindruck, es handle sich um eine neue wissenschaftliche Entwicklung. Nur das Kleingedruckte offenbart, dass es sich um ein homöopathisches Medikament handelt. Dessen Inhaltsstoffe sind in homöopathischen Lehrbüchern längst beschrieben. Was Sie aber wissen sollten: Homöopathie hat im Arzneimittelrecht eine Sonderstellung (GPSP 2/2017, S. 24). Wirksamkeit muss hier leider nicht durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen werden, sondern „die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab.“1

Anzeige für das homöopathische Mittel Rheumagil®
Abbildung: Werbeanzeige aus Apotheken-Umschau 15.11.2017
  • Zufriedene Anwender? „Zufriedenheit“ ist kein wissenschaftlicher Nachweis für Wirksamkeit.
  • Natürlich? Das ist kein Qualitätsmerkmal.
  • Experte? Welche Expertise der namenlose Weißkittel hat, bleibt schleierhaft .
  • Starke Naturformel? Zwei pflanzliche Inhaltsstoffe von Rheumagil® sind potenziell gesundheitsschädlich.3
  • Voll umfänglich zugelassen? Die Zulassung homöopathischer Produkte basiert auf Tradition, nicht auf nachgewiesenen Wirkungen.

Rheumagil® (50 Tabletten für ca. 16 €) enthält vier homöopathische Zubereitungen,2 darunter sind Extrakte der Pflanzen Rhododendron und Sumpfporstkraut in nur wenig verdünnter Zubereitung (D2), sodass diese Stoffe im Präparat enthalten und wirksam sein können. Ihre therapeutische Verwendung als Heilpflanze ist laut Bewertung der zuständigen Aufsichtsbehörde BfArM „nicht zu vertreten“, da eine Wirksamkeit nicht belegt und Risiken nicht auszuschließen seien.3 Aber wenn Pflanzenextrakte als homöopathische Arzneimittel deklariert sind, wird diese Bewertung offenbar hinfällig. Auch wenn der Hersteller behauptet, dass „Rheumagil® in umfassender Forschung entwickelt“ wurde, konnten wir in großen Datenbanken keine wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Rheumagil® finden.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2018 / S.28