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© Kwangmoozaa/iStock

Tabakindustrie investiert in Pharmafirmen

Wie die Branche zweimal abkassiert

Zum Glück rauchen in wohlhabenden Ländern immer weniger Menschen. Die Tabakindustrie sucht deshalb neue Betätigungsfelder. Dabei beschränkt sie sich nicht auf andere ebenfalls pro­blematische Produkte wie E-Zigaretten,1 sondern kauft auch Pharmafirmen auf. Wird Big Tobacco zum Gesundheitsapostel?

Eine niederländische Ärztezeitschrift veröffentlichte vor kurzem eine Recherche. Sie fand heraus: Die Investitionen haben einen durchaus makabren Beigeschmack. Rund die Hälfte der Medikamente aus dem Sortiment der Tabakindustrie richtet sich gegen Krankheiten, die durch das Rauchen verursacht (zum Beispiel Lungenkrebs) oder verschlimmert werden (zum Beispiel Asthma).2

Allerdings geht es den vier Tabak­konzernen, die den Weltmarkt beherrschen, generell weniger um Gesundheit als um profitable Geschäfte: Während in fast allen reichen Ländern wegen Aufklärung, Verboten und hohen Steuern der Tabak-Konsum zurückgeht, wächst der Markt in Asien und Afrika. In Afrika wird erwartet, dass der Anteil der Raucher:innen von 15,8% im Jahr 2010 bis 2030 auf 21,9% steigt. Dafür ist im Wesentlichen das aggressive Marketing der großen Vier verantwortlich, die auch vor illegalen Praktiken nicht zurückschreckten.3

Ärzt:innen in Großbritannien und den Niederlanden diskutieren inzwischen, ob es ethisch vertretbar ist, von der Tabakindus­trie produzierte Medikamente zu verschreiben, wenn es Alternativen gibt.4

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2023 / S.03