Medikamente im Test
Der deutsche Arzneimittelmarkt ist unüberschaubar. Mit einem Nachschlagewerk will die Stiftung Warentest für mehr Transparenz sorgen. Dabei wird für die Bewertung der Medikamente erstmals ein Ampelsystem benutzt.
Wer Informationen über Arzneimittel sucht, findet mit „Medikamente im Test“ ein übersichtliches Nachschlagewerk. Auf fast 800 Seiten kann man sich über Krankheiten von Kopf bis Fuß, Arzneiwirkstoffe und Präparate mit Markennamen erkundigen. Dabei hilft ein umfangreiches Stichwortverzeichnis.
Übersichtliche Einträge
Jede Krankheit wird kurz beschrieben. Bei akuten Erkrankungen ist die erste Frage meist: „Ist eine Selbstbehandlung möglich“, gefolgt von der Frage „Wann zum Arzt?“. Bei chronischen Erkrankungen wird auch die wichtige Frage „Warum behandeln?“ beantwortet. Denn manchmal kann eine frühe Behandlung die Erkrankung weniger schlimm verlaufen lassen, bei anderen Krankheiten hingegen kann ein Zuwarten sinnvoll sein. Gut und wichtig sind die Abschnitte „Welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten gibt es?“ und „Was kann ich selbst tun?“.
Ampel gibt klare Signale
Das Besondere dieses neuen Medikamentenbuchs ist die Einführung der Ampel bei der Bewertung von Arzneimitteln. Die Stiftung Warentest hat vier Farben vergeben: dunkelgrün (geeignet), hellgrün (auch geeignet), gelb (mit Einschränkung geeignet) und rot (wenig geeignet). Das Farbsystem schafft einen schnellen Überblick.
Sie sollten allerdings auf jeden Fall die kurzen Texte zum Wirkstoff eines Präparats lesen, denn oft gibt es wichtige Einschränkungen auch bei „grüner“ Ampel. Die Autoren haben sich dafür entschieden, die Tabellen mit Arzneimitteln nach Markennamen zu sortieren. Das hilft, das gesuchte Medikament zu finden, macht aber die Tabellen sehr lang. Denn hinter vielen Markennamen verbirgt sich oft ein identischer Wirkstoff. Diesem Dilemma versuchen die Autoren mit einer Ziffer in der Ampelfarbe zu begegnen. Über diese Ziffer gelangt man zur Beschreibung des Wirkstoffs eines Präparats.
Warnungen
Das Buch nennt die wichtigsten unerwünschten Wirkungen und Kontraindikationen der Arzneimittel. Für drei Patientengruppen gibt es durch Symbole klar gekennzeichnete Warnhinweise: Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, für Schwangere und für Erwachsene über 60. Da ein Nachschlagewerk keine Vollständigkeit erreichen kann, bleibt der Blick in den Beipackzettel weiter nötig. Dort sollten Sie auch den Abschnitt Wechselwirkungen beachten: Die Frage ist, ob sich das gesuchte Medikament mit anderen, die man bereits einnimmt, verträgt.
Bewertungen
Im Großen und Ganzen sind die Bewertungen nachvollziehbar. Sie fallen aber für Medikamente mit nicht (gut) gesichertem Nutzen mitunter zu freundlich aus. Und warum ist das schärfste Urteil für unwirksame oder zu risikoreiche Produkte „wenig geeignet“? Hier würde sich der Laie eher ein „abzuraten“ wünschen. Ein Beispiel dafür ist Strontiumranelat bei Osteoporose. Ein Nutzen gegen Knochenbrüche ist nicht belegt, dafür aber schwerwiegende Nebenwirkungen. Das wird im Text zwar beschrieben, das weiche Urteil „wenig geeignet“ passt aber einfach nicht.
Insgesamt bietet das Nachschlagewerk gut verständliche Informationen zu rund 9.000 Arzneimitteln. Wer „sein“ Präparat oder den gesuchten Wirkstoff nicht im Buch findet, kann es bei der kostenpflichtigen Datenbank der Stiftung Warentest versuchen: www.test.de/medikamente. Dort hat man auch Zugriff auf die vollständige Auflistung der Neben- und Wechselwirkungen.
Stand: 28. Dezember 2017 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2018 / S.16