Klinische Studien
Verzerrte Ergebnisse
Studien zu neuen Arzneimitteln, die mit richtigen Patienten und Patientinnen – und nicht im Labor – gemacht werden, sind extrem wichtig. Es ist jedoch längst erwiesen, dass solche klinischen Studien günstiger für das untersuchte Präparat ausfallen, wenn sie von der pharmazeutischen Industrie gesponsert sind, und eben nicht Pharma-unabhängig durchgeführt werden.
Bisher war noch nicht eindeutig geklärt, ob es ebenfalls einen Unterschied macht, wenn die Studienleitung persönliche Interessenkonflikte hat – etwa er oder sie für Vorträge oder Publikationen von der Arzneifirma Honorare erhält. Das wurde nun an einer zufälligen Stichprobe mit 195 Studien, die nicht direkt von Pharmafirmen gesponsert worden waren, untersucht.3
Das Fazit ist eindeutig: Von den Studienleitern und Studienleiterinnen hatten zwei Drittel einen persönlichen Interessenkonflikt (in 132 von 195 Studien). In dieser Gruppe fielen 78% der Ergebnisse positiv aus – also zugunsten des untersuchten Medikaments. In Studien, die von unabhängigen Wissenschaftlern geleitet wurden, war das Ergebnis nur in 52% der Fälle vorteilhaft für das untersuchte Präparat.
Mit anderen Worten: Wer Studienergebnisse liest und bewertet, muss darauf achten, ob die Leitung durch ihre Industrienähe persönliche Vorteile hatte. Das kann nämlich zu einer Überschätzung der Wirksamkeit oder Unterschätzung möglicher Schäden führen. Es lohnt sich also die entsprechenden Erklärungen am Ende der Artikel zu lesen.
Stand: 30. Oktober 2017 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2017 / S.14