Zum Inhalt springen
© ananaline/iStock

Heparin: Risiken und Kosten der Globalisierung

Kürzlich mussten weltweit gerinnungshemmende Heparin-Präparate aus dem Handel gezogen werden, um Gefahren von Patienten abzuwenden (GPSP 2/08, S. 8).

Der Grund: Das aus Schweinedärmen gewonnene Heparin wurde in China in großem Maßstab aus Gewinnsucht mit einem Billigrohstoff gestreckt. Die Heparin­affäre veranschaulicht ein spezielles Problem der Globalisierung: Wenn Pharmafirmen Arzneimittel oder Rohstoffe so billig wie möglich auf dem Weltmarkt einkaufen, fehlen systematische und zuverlässige Kontrollen. Die Firmen müssten gesetzlich verpflichtet werden, auf eigene Kosten für die Sicherheit von Billig­importen zu sorgen. GPSP meint: Diese Kosten dürfen nicht auf die öffentliche Hand abgewälzt werden.

Das Problem hat längst ungeahnte Ausmaße angenommen. So hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA im Jahr 2007 nur 150 Anträge auf Zulassung für Generika erhalten, die in den USA produziert werden sollen, aber 900 Anträge für die Produktion in China und Indien. Würde die FDA ausländische Firmen im Zwei-Jahres-Rhythmus kontrollieren, müsste sie ihren dafür vorgesehenen Etat verzwanzigfachen – auf 225 Mio. Dollar.

Derzeit kontrolliert die FDA die relevanten chinesischen Arzneimittelproduzenten rechnerisch nur einmal alle 40 bis 50 Jahre.1 Deutsche oder europäische Behörden kontrollieren chinesische Firmen unseres Wissens gar nicht.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2008 / S.07

Schlagwörter