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Fahrtüchtigkeit

Durch Arzneimittel gemindert

Es ist keine Frage, dass zahlreiche Arzneimittel die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen (GPSP 2/2010, S. 3). Ob das eigene Präparat darunterfällt, muss man in Deutschland und Österreich irgendwo im langen Beipackzettel suchen. Meist steht es unter den Warnhinweisen.

In Frankreich wird bereits seit zehn Jahren mit einem farbigen Piktogramm auf der Medikamentenverpackung gewarnt. Es gibt drei Risikostufen. Die Warnung reicht von „Seien Sie vorsichtig…“ (gelb) bis zu „Achtung, Gefahr: Nicht fahren“ (rot).

Nun wurde in Frankreich anhand von Polizei- und Unfallberichten sowie der Datenbank der Nationalen Krankenversicherung ermittelt, ob Fahrzeuglenker häufiger einen Unfall verursacht hatten, wenn sie eines der Mittel verwendeten, die bekanntermaßen die Verkehrstüchtigkeit herabsetzen. Dazu gehören Beruhigungsmittel und oft als Schlafmittel verwendete Benzodiazepine und Z-Substanzen (Zolpidem u.a.).

Seite-15Die Auswertung von fast 150.000 Unfällen ergab, dass um ein Drittel mehr Unfallverursacher als Unfallopfer solche Medikamente verordnet bekommen hatten.6 Allerdings zeigten die Warndreiecke Wirkung: Im Jahr nach ihrer Einführung hatten weniger Unfallverursacher entsprechende Arzneimittel genommen (orangefarbenes oder rotes Warndreieck) als im Jahr davor. Leider verblasste der Erfolg später, was die Autoren der Studie damit erklären, dass die Informationskampagne durch Apotheken zur Einführung der Warndreiecke zwar gegriffen habe, aber der Effekt nicht nachhaltig war.

Vieles spricht dafür, dass das Thema „Arzneimittel und Verkehrstüchtigkeit“ auch bei uns mehr Aufmerksamkeit braucht. Warnsymbole und wiederkehrende Informationskampagnen sind ein probates Mittel. Besonders wichtig ist dies bei Arzneimitteln, die rezeptfrei verkauft und beworben werden dürfen. Es sollte zur Pflicht werden, in Werbe­spots die verringerte Verkehrstüchtigkeit hervorzuheben – und dass die Risiken zunehmen, wenn zusätzlich Alkohol im Spiel ist.

Arzneimittel und Fahren
GPSP 2/2010, S.3

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2017 / S.15