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© ananaline/iStock

Corona (COVID-19) und die Absahner

Es ist immer dasselbe Szenario: Kaum taucht am Horizont eine Infektionserkrankung wie die saisonale Grippe auf, stehen schon die Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln in den Startlöchern. Sie suggerieren, das Immunsystem zu stärken oder Eingangspforten in den Körper abzudichten, und uns so vor unliebsamen Erregern zu schützen.

Seit seiner Gründung hat GPSP immer wieder darauf hingewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel und das Werbegebaren der Anbieter höchst problematisch ist. Denn sie nutzen Unwissen und Hilflosigkeit anderer:

  1. Wer möchte nicht etwas für die Gesundheit tun und meint, das zum Beispiel im Supermarkt durch den Kauf von „Gesundheitsprodukten“ erledigen zu können.
  2. Viele wissen nicht, wie raffiniert die Wortwahl der Anbieter ist. Darauf machen wir in unserer ständigen Rubrik „Werbung – Aufgepasst!“ aufmerksam. Zentrale Werbebotschaften für Nahrungsergänzungsmittel müssen zwar von einer europäischen Institution, der EFSA, genehmigt werden, aber drumherum wird Blumiges und Verführerisches getextet. Schlimmer noch, manche Hersteller nutzen auch nicht genehmigte Botschaften, und das wird nur selten geahndet.
  3. Für viele Menschen ist schwer verständlich, dass es einen enor­men Unterschied macht, ob ein Produkt ein Arzneimittel oder ein Nahrungsergänzungsmittel ist. Neue Arzneimittel werden heutzutage mit anspruchsvollen Studien untersucht und dürfen nur auf den Markt, wenn sie nach eingehender Prüfung behördlich zugelassen sind. Nahrungsergänzungsmittel werden dagegen bei den Behörden lediglich angezeigt. Der Hersteller soll für Schäden haften. Aber weisen Sie diese oder einen fehlenden Nutzen mal nach.

Nun zu COVID-19: Derzeit bietet etwa die Tohavital GmbH Grüntee-Komplex Kapseln mit dem Slogan an „Verbündeter beim Schutz vor den Coronaviren“, und die ABC Healthcare GmbH bewirbt liposomales Vitamin C als „Turbo-Boost für ihr Immunsystem“. Das ist Werbelatein.1

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA mahnte kürzlich „sieben Firmen wegen betrügerischer Behauptungen zur Verwendung ihrer Produkte bei SARS-CoV-2-Infektionen ab und kündigt weitere Schritte an“, schreibt das arznei-telegramm®.

Ein Durchgreifen der Behörden gegen unseriöse Werbung für Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich gegen Coronaviren nützlich sind, ist auch bei uns dringend geboten.

Nahrungsergänzungsmittel:
· Gesetzliche Regelungen
GPSP 1/2011, S. 12 GPSP 4/2018, S. 19
· Mineralstoffe, Vitamine und pflanzliche Mittel
GPSP 4/2014, S. 11
· Krill gegen Schmer­zen
GPSP 5/2016, S. 28
· Mikronähr­stoffe bei ADHS
GPSP 3/2016, S. 4
· Liposomales Vitamin C
GPSP 2/2020, S. 18

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2020 / S.14