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Opioid-Schmerzmittel: Nebenwirkung Geräuschüberempfindlichkeit

Überempfindlich auf Geräusche zu reagieren, ist ein sehr unangenehmes Leid und wird zu Recht als „qualvoll“ bezeichnet. Manchmal ist es die Folge eines Hörsturzes oder eine Begleiterscheinung von Tinnitus. Gelegentlich steckt allerdings ein Arzneimittel dahinter. Eine Medikamentengruppe, die diesbezüglich auffällt, sind Schmerzmittel mit Opioid-Wirkstoffen, etwa mit Oxycodon und Fentanyl – wie der atd-Arzneimitteldatenbank4 unter dem Schlagwort Geräuschüberempfindlichkeit zu entnehmen ist.

In ihrem pharmazeutischen Newsletter berichtete kürzlich die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die unter anderem die Nebenwirkungen von Arzneimitteln weltweit erfasst, dass mehrfach Geräuschüberempfindlichkeit – medizinisch Hyperakusis – in Zusammenhang mit Tramadol gemeldet wurde.5 Auch das ist ein Wirkstoff auf Opioidbasis.

Offenbar kann diese Nebenwirkung schon bald nach der Einnahme eintreten und verschwindet wieder, wenn das Mittel weggelassen wird.

Warum diese Gruppe von Schmerzmitteln manchmal eine Geräuschüberempfindlichkeit hervorruft, erklären Wissenschaftler damit, dass Opioidwirkstoffe an einen Rezeptor andocken, dessen Erregungsleitung wiederum die Empfindlichkeit des Gehörorgans beeinflussen kann. Übrigens bindet Methylphenidat, das kleine und große Menschen mit Hyperaktivität einnehmen, an den gleichen Rezeptor und kann ebenfalls Geräuschüberempfindlichkeit bewirken.

Wer also auf Geräusche empfindlich oder schreckhaft reagiert und entsprechende Arzneimittel einnimmt, sollte mit Arzt oder Ärztin darüber sprechen. Manchmal steht im Beipackzettel ein – teilweise unkonkreter – Hinweis, etwa in Form von „Hörstörung“ wie bei dem Oxycodon-Präparat Oxygesic®. Oft aber nicht einmal das.5

Methylphenidat
GPSP 6/2015, S. 19

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.15