Wespen und Bienen im Anflug
Kein Grund zur Panik
Mit den Sonnenstrahlen im Frühjahr kommen die ersten Hummeln, Bienen, Hornissen, Wespen und andere Insekten – und vermehren sich den Sommer über prächtig. Was Obstbauern und Imker freut, ist für viele Menschen Anlass zur Panik. Die ist allerdings in der Regel unbegründet.
Hummeln stechen normalerweise nicht und auch die übrigen drei Hauptverdächtigen (Bienen, Wespen und Hornissen) machen dies meist nur in Notwehr. Sie stechen vor allem dann,
- wenn sie etwa unter ein T-Shirt geflogen sind und dort plötzlich eingeklemmt werden oder keinen „Ausgang“ finden,
- wenn Sie auf das Tierchen treten oder sich drauf setzen,
- wenn Sie in den Obstkuchen beißen, auf dem sich gerade eine Wespe niedergelassen hat.
Bevor Insekten stechen, müssen sie logischerweise in unsere Nähe gekommen sein – oder wir in ihre. Das eine geschieht, wenn wir sie anlocken, etwa durch den Duft süßer Lebensmittel1 oder durch kosmetische Düfte wie Haargel, Shampoo, Lotion (siehe Tipps). Das andere ergibt sich, wenn wir uns etwa einem Bienenstock nähern oder eine Wespenkönigin entschieden hat, ganz in unserer Wohnnähe ein Nest zu bauen. Das wächst im Laufe des Sommers beträchtlich.2
Insektenstiche sind unangenehm, oft schmerzhaft und ganz selten sogar lebensbedrohlich. Dazu müsste ein Nicht-Allergiker allerdings 50 bis 200 mal gestochen werden.3 Wirklich gefährlich sind Stiche vor allem für Allergiker (siehe Kasten) und für Menschen, die beim Trinken oder Essen in Mund oder Rachen gestochen werden, so dass ihre Atemwege zuschwellen können.
Dieses Problem verursachen besonders häufig Wespen, die z.B. auf dem Eisbecher sitzen oder in ein Getränk gefallen sind. Doch gerade diese Stiche lassen sich im Prinzip verhindern, wenn Sie konsequent ein Auge auf das werfen, was Sie oder Ihre Kinder im Freien essen oder trinken.
Dass drei Hornissenstiche einen Erwachsenen töten können, ist ein Volksmärchen. Hornissengift ist weniger gefährlich als Wespen- oder Bienengift, und erst mehrere hundert Stiche können tödlich sein. In Sachen Insektenstich sind auch die Medien als Panikmacher bekannt und schüren bei diesem Thema gern die Emotionen. All dies führt leider zu Hektik, wenn Insekten anschwirren, und auch dazu, dass man um sich schlägt, um einen Plagegeist zu vertreiben. Das bewirkt aber genau das Gegenteil: Auch das Insekt fühlt sich bedroht und wehrt sich.
Versuchen Sie lieber, das Tier zu beobachten, behalten Sie es im Auge und entfernen Sie sich ruhig – am besten in den Schatten, wenn es sich Ihnen immer wieder annähert. Völlig falsch ist, das Tierchen wegzupusten, denn das Kohlendioxid unserer Atemluft ist im Stock von Bienen und Co. eine Art Alarmsignal. Man vermutet, dass es ihre Angriffsbereitschaft erhöht.
Reaktionen auf Insektengifte sind meist auf die Einstichstelle begrenzt. Die Haut drum herum ist gerötet, geschwollen oder juckt. Man spricht von einer örtlichen, nicht allergischen Reaktion. Meist klingt die örtliche Schwellung nach zwei Stunden ab, aber die Stelle kann noch am Tag darauf dick und verhärtet sein.
Ist die betroffene Hautfläche größer als eine Handfläche (10 cm Durchmesser), geht man davon aus, dass es sich um eine örtliche allergische Reaktion handelt.4 Manchmal ist der betroffene Arm oder das Bein geschwollen oder juckt, gegebenenfalls sogar der ganze Körper.
Was tun nach einem Stich?
- Entfernen Sie möglichst rasch den Stachel, der bei Bienen meist stecken bleibt. Die Technik ist unwichtig.5
- Kühlen Sie sofort die Einstichstelle mit Eiswürfeln, einer kalten Getränkeflasche oder verpacktem Speiseeis. Kühlen mindert die Ausbreitung des Giftes im Körper.
- An der Stelle des Einstichs sollen Spucke, eine halbe Zwiebel oder Zitronensaft Linderung verschaffen.6 Neuerdings wird zur Schmerzlinderung auch warmes (40 Grad Celsius) Wasser empfohlen. Sowohl Säure als auch hohe Temperaturen können das giftige Insekteneiweiß zerstören.
- Gegen örtliche Reaktionen kann eine cortisonhaltige Salbe helfen (GPSP 2006/4 S. 5). Bei schweren Reaktionen ist die Einnahme eines Antihistaminikums ratsam.
Wenn nach dem Einstich die Reaktionen auf den Insektenstich allmählich heftiger werden, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen oder einen Notarzt rufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine allergische Allgemeinreaktion entwickelt, ist hoch. Menschen, die ACE-Hemmer (bestimmte Medikamente gegen hohen Blutdruck) einnehmen, sind besonders gefährdet. Wichtig ist bei Atemproblemen, dass Sie die Sauerstoffzufuhr erleichtern – etwa durch Öffnen der Kleidung.
Weitere Infos zum Umgang mit Hautflüglern wie Bienen und Wespen:
www.hymenoptera.de
www.nabu.de/ratgeber/wespen.pdf
Stand: 1. Juni 2008 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2008 / S.09