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© M. Kletr/fotolia

Insekten: Stiche und Bisse

Was schmerzhaften Juckreiz lindert

Mücken, Bremsen, Flöhe und andere Insekten stechen oder beißen, weil sie Blut benötigen, um sich zu ernähren – andere, wie Bienen oder Wespen, wenn sie sich bedroht fühlen. Stiche und Bisse jucken oder schmerzen, sind aber in unseren Breiten meist harmlos – solange keine Allergie* besteht und man nicht im Mund oder Hals gestochen wurde. – Die üblichen Beschwerden lassen sich mit verschiedenen Mitteln lindern.

Mücken sondern mit ihrem Speichel lokal betäubende und gerinnungshemmende Stoffe in das umliegende Gewebe ab. Den Stich selbst spüren wir daher meist nicht. Bremsen haben gröbere Mundwerkzeuge und ihre Bisse sind richtig schmerzhaft. Noch unangenehmer können die Stiche von Bienen oder Wespen sein, die mit ihrem Stechapparat am Hinterleib Gift einspritzen.

Mit dem Speichel der Insekten gelangen Eiweißstoffe in die kleinen Wunden – mit unangenehmen Folgen: Juckreiz und Schwellungen um den Einstich herum, aber auch Schmerzen. Die Beschwerden verstärken sich, wenn am Stich gekratzt wird. Schlimmstenfalls entzündet sich dadurch die Hautstelle.

Hausmittel reichen meist aus

Die meisten Insektenstiche klingen von selbst ab. Wer sofort etwas Spucke auf den Stich streicht, macht im Prinzip das Richtige. Die Verdunstungskälte verschafft zumindest vorübergehend etwas Linderung.

Beliebt sind so genannte Hausmittel. Ohne Frage ist Kühlen mit kalten Umschlägen angenehm. Sie können auch Eiswürfel oder einen Kühl-Akku aus dem Eisfach in ein Handtuch wickeln oder eine kalte Getränkeflasche an den Stich halten. All dies lenkt von Schmerzen ab und trägt dazu bei, die Schwellung zu verringern.

Bei Bienen- und Wespenstichen wird schon seit Jahrhunderten empfohlen, den Saft einer Zwiebel auf den Stich zu träufeln oder eine frisch aufgeschnittene Zwiebel auf den Stich zu legen. Für solche Hausmittel – aber selbst für die meisten Arzneimittel1 gegen den Juckreiz – gibt es zwar Erfahrungsberichte, aber Wirksamkeitsbelege durch geeignete Studien fehlen.

Arzneimittel mit Fragezeichen

Dies gilt beispielsweise für äußerliche Antihistaminika, die man auf den Stich aufträgt („Externa“). Sie dürften – wie auch Spucke und Eis – vor allem durch die kühlenden Eigenschaften der meist als Gel angebotenen Präparate wirken, während die eigentlichen Wirkstoffe allenfalls gering zum Effekt beitragen. Das gilt auch für Externa mit Lidokain und anderen Lokalanästhetika, die das umgebene Gewebe betäuben sollen.

Auf die Haut aufgetragene Antihistaminika können sensibilisierend wirken, also später allergische Reaktionen auf Arzneimittel aus dieser Wirkgruppe begünstigen. Bereits vor 40 Jahren forderte daher die amerikanische Gesellschaft der Kinderärzte, auf äußerliche Antihistaminika zu verzichten.2

Äußerliche Kortikosteroid-Präparate, die Entzündungsreaktionen herunterfahren können, wirken zwar wahrscheinlich besser, sind aber ebenfalls für Beschwerden durch Insektenstiche schlecht untersucht. Rezeptfrei erhältlich sind Hydrokortison-Präparate (siehe Tabelle) in Konzentrationen bis 0,5% in kleineren Tuben (für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren). Man soll sie aber nur wenige Tage lang hintereinander benutzen, um die Möglichkeit von Nebenwirkungen gering zu halten.1

 

Innerliche Therapie als große Ausnahme

Wenn viele Insektenstiche und heftiger Juckreiz plagen, kommen Tabletten mit einem Antihistaminikum infrage. Die Wirkung setzt allerdings frühestens nach ein bis zwei Stunden ein. Fenistil®-Tropfen mit dem relativ müde machenden Dimetinden sind als einziges Antihistaminikum ausdrücklich für die Einnahme bei Insektenstichen zugelassen. Verwendet werden auch andere, wobei die neueren wie Cetirizin oder Loratadin zwar weniger müde machen. Sie wirken bei Hautjucken aber möglicherweise schlechter als die älteren Antihistaminika wie Dimetinden.

Wer bei Insektenstichen schon einmal mit starkem Juckreiz, mit Schmerzen und ausgeprägten Schwellungen (Nesselsucht = Urtikaria) reagiert hat und von Antihistaminika-Tabletten nicht genügend profitiert, kann sich von seiner Ärztin oder seinem Arzt für wenige Tage Glukokortikoid-Tabletten verordnen lassen, beispielsweise Prednisolon.1 Dies ist aber selten erforderlich.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2012 / S.10