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©Faziel Slamang

Dr. Rath in Südafrika verurteilt

Der umstrittene Vitaminhändler Matthias Rath preist in Südafrika seine Mittelchen zur AIDS-Behandlung an. Nun darf er AIDS-Gruppen, die ihn kritisieren, nicht länger diffamieren.

Südafrika ist das Land mit den meisten HIV-positiven Men­schen. Ausgerechnet dort versucht Rath und eine von ihm gegrün­dete Stiftung, Stim­mung gegen die Be­handlung von AIDS-Kranken mit antiretroviralen Medikamenten zu machen. Er behauptet, diese seien giftig und preist statt dessen seine hochdosierten Vitamine an (wir berichteten in GPSP Nr.1, 2005 S. 7). Tatsächlich können antiretrovirale Mittel aber das Leben der Betroffenen um viele Jahre verlängern und es geht ihnen gesundheitlich wesentlich besser.

Die Treatment Action Campaign (TAC), ein Zusammenschluss von AIDS-Betroffenen, Kirchen und Gewerkschaften, hat Jahre dafür gekämpft, dass die südafrikanische Regierung die – in Industrieländern längst übliche – Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten einführt. TAC hatte die Desinformationsstrategien von Rath, die viele AIDS-Kranke verunsichert, scharf kritisiert. Rath antwortete mit polemischen und unwahren Behauptungen und bezeichnete TAC als einen verlängerten Arm der Pharma­industrie.

Der oberste Gerichtshof Südafrikas hat Rath im März alle Aussagen in diese Richtung untersagt. Das hält den Vitaminhändler nicht davon ab, TAC weiter zu verunglimpfen.

Hierzulande hat Rath letztes Jahr sogar eine eigene Partei gegründet, um seine zweifelhaften Botschaften zu verbreiten: die Allianz für Gesundheit, Frieden und Soziale Gerechtigkeit (AGFG). Sie dient aber, anders als der Namen nahe legt, offensichtlich hauptsächlich der Propagierung von Raths umstrittenen Vitaminpräparaten, die angeblich viele Krankheiten von AIDS bis Krebs heilen sollen.

Die Jugendorganisation der AGFG verbreitet in ihrer Schülerzeitung „viva“ auch hierzulande offensichtliche Unwahrheiten. So wird behauptet, das Gericht in Südafrika habe bestätigt, dass TAC die Demokratie in Südafrika destabilisiere.1 Das liest sich in dem Urteil des Obersten Gerichtshofs allerdings völlig anders: „Die Unterstellung, dass TAC die Demokratie destabilisiert, kann kein aufrichtig denkender Mensch vertreten. […] Ihr Verhalten bedroht […] die Sicherheit des Staates nicht, und wenige, wenn überhaupt irgend ein klar denkender Südafrikaner, würde das so sehen.“2

  1. http://www.youth-alliance.de/pdf-files/viva_schuelerzeitung_012006.pdf
  2. The High Court Of South Africa, Republic of South Africa, Case Number 2807/05

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2006 / S.08