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© Jörg Schaaber

Gut temperiert: Medikamente richtig lagern

Was gerade im Sommer zu bedenken ist

Manche mögen’s heiß: Auf Arzneimittel trifft das so gut wie nie zu. Ganz im Gegenteil: Bei manchen ist eher Kühlung notwendig. Das ist nicht nur im bevorstehenden Sommer wichtig zu bedenken, wenn es wieder wärmer wird.

Was ist eigentlich Ihre persönliche Wohlfühltemperatur? Wer das mehrere Menschen fragt, wird sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Bei Medikamenten ist das ähnlich: Einige sind relativ robust und brauchen keine besonderen Bedingungen, solange es nicht zu heiß oder zu feucht ist. Andere dagegen sind wahre „Mimosen“ und benötigen ganz bestimmte Temperaturen.1

Qualität bedroht

Was genau bei falscher Lagerung passiert, hängt oft von Wirkstoff und Darreichungsform ab: So können sich bei großer Wärme Gele oder Zäpfchen verflüssigen, Cremes sich in ihre wässrigen und fettigen Bestandteile zerlegen. Das erschwert die Anwendung und verhindert eine genaue Dosierung.

Dosieraerosole wie Asthmasprays können bei Überhitzung wegen der enthaltenen Treibgase explodieren. Tabletten mit Überzügen können bei den falschen Temperaturen rissig werden. Dann verändert sich bei manchen die Geschwindigkeit, mit der der Wirkstoff freigesetzt wird – das kann die Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen beeinflussen. Wirkstoffe können sich durch zu große Hitze oder Feuchtigkeit verändern, werden manchmal weniger wirksam, einige bauen sich im Körper schneller ab und diese Abbau­produkte können dann eine schädliche Wirkung haben.

In der Komfortzone

Welche Medikamente welche Bedingungen brauchen, finden die Anbieter bei der Produktentwicklung heraus, indem sie die Stabilität unter bestimmten Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) testen. Vorschriften zu Transport und Lagerung sind dann Teil der Zulassung. Dabei werden zum Beispiel unterschieden:

  • Raumtemperatur: 15 °C – 25 °C
  • Kühlschrank: 2 °C – 8 °C
  • Tiefgekühlt: ≤ -18 °C

Tiefgekühlt werden müssen allerdings nur die wenigsten Arzneimittel. Prominentestes aktuelles Beispiel sind wohl die beiden Covid-19 Impfstoffe von BioNTech und Moderna.2

Lesen bildet

Klingt im Detail kompliziert? Einfache Auskunft über die richtige Lagerung zu Hause bietet die Packungsbeilage. Dort gibt es zum Beispiel Informationen, ob bestimmte Mittel in den Kühlschrank gehören (etwa Insuline) oder normal bei Raumtemperatur (viele Tabletten) gelagert werden sollen. Es wird dort auch beschrieben, wenn man zum Beispiel keine Temperaturen beachten muss, das Mittel aber vor Licht schützen soll.

Manchmal unterscheidet sich die Aufbewahrung auch je nach Präparat: So gibt es etwa bestimmte Augentropfen oder Asthmasprays, die in den Kühlschrank gehören, bei anderen ist das nicht nötig. Wer ein neues oder ein anderes Arzneimittel als sonst bekommt, sollte sich also auch über eventuelle Besonderheiten bei der Lagerung informieren. Bei Fragen zu konkreten Arzneimitteln kann auf jeden Fall die Apotheke weiterhelfen.

© Xesai/ iStockphoto.com

Nicht zu kalt

Zur Sicherheit alles in den Kühlschrank packen? Keine gute Idee: Denn nicht alles, was bei Raumtemperatur gelagert werden kann, verträgt zu kühle Temperaturen. So können zum Beispiel Gele ihre Konsistenz verändern oder bestimmte flüssige Arzneimittel ausflocken. Dann lassen sie sich nicht mehr richtig dosieren.

Und Mittel, die kühl gelagert werden müssen, dürfen keinesfalls eingefroren werden (etwa Insulin). Vorsicht: Frostige Temperaturen herrschen auch an der hinteren Kühlschrankwand, in der Kühlschranktür ist es meist zu warm – eine gute Alternative ist das Gemüsefach.

Was tun im Alltag?

Oft sind kurze, kleine Temperaturschwankungen kein Problem: Wer Insulin oder ein anderes Arzneimittel, das in der Apotheke im Kühlschrank gelagert werden muss, abholt und nach Hause bringt, muss das in der Regel nicht in der Kühltasche tun, wenn man nicht noch stundenlang im Sommer unterwegs ist. Oft ist auch die Lagerung der jeweils angebrochenen Packung bei Raumtemperatur möglich, wenn sie innerhalb der vorgegebenen Zeit verbraucht wird. Der Vorrat gehört aber weiter in den Kühlschrank.

Arzneimittel im Urlaub

Wenn nach Corona unbeschwertes Reisen wieder möglich ist, können wärmeempfindliche Medikamente wie Insuline zum Beispiel in handelsüblichen Kühltaschen mit Kühlakkus transportiert werden. Allerdings sollten die Mittel dann nicht direkt an den Akkus anliegen, damit sie nicht einfrieren. Gute Dienste leistet zum Beispiel ein Handtuch, mit dem die Akkus umwickelt werden können. Bei Flugreisen gehören solche Mittel ins Handgepäck in der klimatisierten Kabine.

Fazit

Bei der Lagerung von Arzneimitteln gibt es also einiges zu beachten. Genauere Auskunft geben der Beipackzettel und bei Bedarf Ihre Apotheke.

Beipackzettel entschlüsseln
GPSP 1/2021, S. 6

Medikamente im Urlaub
GPSP 4/2017, S. 19

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2021 / S.06