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© Kwangmoozaa/iStock

Wieviel Förderung braucht die Pharmaindustrie?

Am 1. März 2023 gab es eine Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags zum Thema „Deutschland als Innovations-, Biotechnologie- und Pharma­standort stärken“.1 Anlass war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion, der mehr Staatsgelder für die Branche und den Abbau von Investitionshindernissen forderte. Als Sachverständige waren von den Parteien Pharma-Lobbyist:innen, ein Wirtschafts­professor und eine Vertreterin der Chemiegewerkschaft geladen, nur ein Experte2 war nicht industrienah. So waren sich fast alle einig, dass es mehr Förderung brauche. Das ist erstaunlich, ist doch die Zahl der neu zugelassenen Arzneimittel in den letzten Jahren gestiegen. Kaum eine Branche ist wirtschaftlich so erfolgreich wie die Pharmaindustrie: Die 21 Firmen, die gut die Hälfte der Medikamentenkosten der Krankenkassen verursachen, haben eine Gewinnrate von durchschnittlich 25,7%.

Als selbstverständlich galt bei der Anhörung, dass die Grundlagenforschung für Arzneimittel öffentlich finanziert wird. Da solle sogar noch deutlich mehr getan werden. Startup-Firmen, die aus diesen Forschungsergebnissen Produkte entwickeln, müsse man unter die Arme greifen. Deshalb solle der Staat sich an einem neuen Wagniskapitalfonds beteiligen. Keine Rede war davon, dass im Erfolgsfall eigentlich auch wieder etwas in den Staat zurückfließen müsste: Etwa wenn so ein Startup für viel Geld von einer großen Firma aufgekauft wird.

Die Nutzenbewertung neuer Arzneimittel kam lediglich als Investitionshindernis zur Sprache. Dass die Nützlichkeit der Produkte für Patient:innen die eigentliche Rechtfertigung für öffentliche Förderung ist, blieb auf der Strecke.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2023 / S.03