Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet
Oft riskant für die Gesundheit
Wer Nahrungsergänzungsmittel über das Internet kauft, geht ein hohes Gesundheitsrisiko ein.1 Sie können bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten, die nicht deklariert sind. Das tatsächliche Ausmaß solcher betrügerischen Angebote ist nicht überschaubar.
Die Beimischung eines stark wirkenden Arzneimittels in ein als pflanzlich bezeichnetes Nahrungsergänzungsmittel ist ein schwerwiegender und gesundheitsgefährdender Betrug. In nebenstehender Tabelle haben wir Meldungen zu Verunreinigungen und Verfälschungen von meist als harmlos dargestellten Produkten zusammengefasst.2,3,4,5 Dabei handelt es sich mit Sicherheit nur um die Spitze des Eisbergs. Die den Nahrungsergänzungsmitteln heimlich beigemischten stark wirkenden und zudem verschreibungspflichtigen Substanzen können sogar höher dosiert sein als in Arzneimitteln üblich. So enthält das illegal als Nahrungsergänzungsmittel vertriebene Präparat Li Da pro Kapsel immerhin 26,4 Milligramm des rezeptpflichtigen Appetitzüglers Sibutramin. Das ist die 2,6fache Wirkstoffmenge einer Reductil®-Kapsel, die man nur in Apotheken und nur auf Rezept erhält.6
Einige Brennpunkte der Verbrauchergefährdung lassen sich ausmachen: Besonders häufig sind Präparate aus dem asiatischen Raum betroffen.7 Es empfiehlt sich, diese grundsätzlich nicht über das Internet zu beziehen, sofern nicht ein deutscher Anbieter für die Qualität bürgt und auch haftet.
Besonders häufig sind Präparate verfälscht, die zur Förderung der Potenz oder zum Abnehmen angeboten werden. Obwohl sie als „rein pflanzlich“ deklariert sind, können sie stark wirkende und nebenwirkungsträchtige Arzneistoffe enthalten (siehe Tabelle unten).
Die gesundheitlichen Risiken solcher als Nahrungsergänzungsmittel verkauften Präparate sind beträchtlich. Die Schweizer Arzneimittelagentur swissmedic warnt daher generell vor dem Kauf und der Einnahme von Produkten aus unkontrollierten Internet-Quellen. Über das Web „lassen sich Hunderte von keiner Behörde geprüfte, gefälschte, verfallene oder wirkungslose Arzneimittel von zweifelhafter Qualität beziehen. Oft werden irreführende Versprechungen über die positiven Wirkungen, jedoch keine Angaben zu möglichen Risiken gemacht.“7
Der Markt der Nahrungsergänzungsmittel im Internet entzieht sich jeglicher Kontrolle. Selbst wenn eine Behörde in Einzelfällen Verfälschungen durch nicht erlaubte stark wirkende Stoffe nachweist und den Vertrieb eines solchen Produktes unterbindet, geht oft der Verkauf des gleichen Präparates unter anderer Bezeichnung weiter. Die Käufer müssen sich darüber im Klaren sein, dass Verbraucherschutz in diesem Bereich nicht gewährleistet ist. Die Hersteller der Produkte lassen sich oft nicht ausmachen. Eine nennenswerte Kontrolle solcher Mittel findet in Deutschland und in den meisten anderen Ländern nicht statt.
Stand: 1. Dezember 2006 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2006 / S.08