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Kein Brief mit sieben Siegeln

So lassen sich medizinische Befunde entschlüsseln

Arztberichte werden in medizinischer Fachsprache formuliert. Nur so können Ärzte und Ärztinnen präzise den Gesundheitszustand ihrer Patienten und Patientinnen dokumentieren und sich austauschen. Laien beunruhigt oft der für sie schwer verständliche Text, besonders dann, wenn es bis zum nächsten Besprechungstermin beim Arzt noch dauert. Was tun bis dahin? Wie lässt sich ein Befund entschlüsseln?

Geschafft! Das Kopf-MRT ist überstanden – und nun nichts wie nach Hause. Doch vorher noch einen Stopp am Praxistresen und klären, wie es weitergeht: „Ja, bitte den Befund an meinen Hausarzt faxen und eine Kopie per Post an mich. Danke.“ Zwei Tage später liegt der Arztbrief im heimischen Kasten. Und oh je – der einzig verständliche Satz darin steht am Ende des Textes: „mit kollegialem Gruß“. Alles andere ist medizinisches Kauderwelsch, gespickt mit komplizierten Fachbegriffen.

Viele Patienten versuchen, Fachwörter oder Krankheitszusammenhänge per Suchmaschinen im Internet zu recherchieren. Die Trefferquote ist meist enorm – aber welche Informationen sind nützlich?

GPSP empfiehlt hier zwei solide Internetportale: den „Befunddolmetscher“ und „Was hab‘ ich?“ (Details siehe S. 18). Beide Anbieter sind nicht kommerziell, werbefrei und kostenlos. Die Macher und Macherinnen dieser Portale arbeiten zusammen.

Befunddolmetscher

Der „Befunddolmetscher“ glänzt schon auf seiner Startseite mit einer einladenden Suchfunktionsmaske. Im ersten Schritt wählt man unter der Rubrik „Untersuchungsverfahren“ eine der zwölf Methoden: Arthroskopie, CT, EKG, Endoskopie, Ergometrie, Herzkatheter, körperliche Untersuchung, Lungenfunktion, MRT, Röntgen, Sonografie, Szintigrafie. Diese lassen sich weiter eingrenzen und erzeugen mit dem nächsten Klick Befundkombinationen. Parallel werden fachmedizinische Befundbegriffe erklärt. Es sind viele verschiedene Kombinationen nutzbar, beispielsweise Lungenfunktion plus Alveolen. Gut 10.000 Begriffe werden fachlich korrekt in die Alltagssprache übersetzt und erklärt. Jeder Nutzende kann die gewünschten Einträge bzw. „Übersetzungen“ in einer eigenen Merkliste zusammentragen, diese ausdrucken oder speichern. Eine solche Merkliste lässt sich als eine Art Rüstzeug nutzen, damit das nächste Arzt-Patienten-Gespräch ohne größere Missverständnisse verläuft und zufriedenstellende Entscheidungen ermöglicht. (GPSP 4/2016, S. 8)

Was hab’ ich?

Das „Was hab‘ ich?“-Portal leistet noch mehr. Es bietet die deutschlandweit einmalige Gelegenheit, einen persönlichen Befund in fachliche Hände zu geben und ihn komplett „auf Deutsch übersetzen“ zu lassen. Diese Arbeit übernehmen Medizinstudierende aus höheren Fachsemestern. Bei komplexeren Angelegenheiten werden sie von ehrenamtlich arbeitenden ärztlichen Beratern unterstützt. Das Procedere: Der Patient oder die Patientin schickt den Befund online an das Portal. Die Datenübertragung gilt als sicher.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2016 / S.17