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Kostentreiber

Krankenkassen haben es so an sich, ihre Versicherten hin und wieder über dies und das zu informieren. Wer Muße hat, blättert die bunten Infos  durch und stößt dann auf Sätze wie diese: „Arzneimittel sind einer der großen Kostentreiber im Gesundheitswesen.“1 Das Schöne daran ist das Neutrale, das Beruhigende, das ohne Schuldzuweisungen Formulierte. Unmissverständlich die Botschaft, dass hier keine „bösen Buben“ am Werke sind, sondern die Arzneimittel selbst in der Verantwortung stehen. Die Allianz Private verrät uns noch mehr über die ungezügelte Macht der Arzneimittel: „Sie tragen damit auch erheblich zur Beitragsentwicklung in ihrer Privaten Krankenversicherung bei.“ Die bösen Arzneimittel! Da möchte man der Allianz am liebsten einen Dankesbrief schreiben. Für die gelungene Wortwahl. Nebenbei könnte man gleich mal nachfragen, wie das die Arzneimittel überhaupt hinkriegen mit der Preissteigerung. Wie verdoppeln etwa die Impfstoffe gegen Grippe binnen fünf Jahren ihren Preis? Oder ist es vielleicht doch so, wie wir auf Seite 4 formulieren: „Die Anbieter haben die Preise innerhalb von fünf Jahren etwa verdoppelt.“

Wenn es um die Lösung des Problems steigende Kosten geht, denkt die Allianz nicht etwa an die Hersteller als eigentliche Verursacher auf, sondern an ganz andere Subjekte: die Kunden. Sie mögen sich bitte Generika verordnen lassen oder Präparate, die unter Rabattverträge fallen. Da schlummere „erhebliches Einsparpotential“. Die Frage, wer da spart, bleibt offen: Kunde oder Kasse?

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2010 / S.05