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©MART PRODUCTION von Pexels.

Schwangerschaft und Geburt selbstbestimmt

Ein neuer Ratgeber für eine selbstbestimmte Schwangerschaft und Geburt

Mal wieder ein Ratgeber zum Thema Kinderkriegen, könnte man aufstöhnen. Ist dazu nicht alles gesagt? Einerseits schon. Anderseits zieht dieser Ratgeber die Sache anders auf.

Schon rein äußerlich: keine Hochglanzfotos, ziemlich viel Text, und das alles auf mattem Recyclingpapier. Wer den Ratgeber zur Hand nimmt, bekommt keine flotten Tipps zu Wellness-Drinks, zu Fitness und Lifestyle oder gar Schminktipps fürs Wochenbett. Hier werden Fragen aufgeworfen, auf die es keine einfachen Antworten gibt, sondern mindestens zwei Möglichkeiten, sich zu entscheiden. Und dabei wird klar, dass es ganz individuelle Entscheidungen sind, die Frauen und Männer im Hinblick auf das Erleben von Schwangerschaft, Geburt und das erwartete Kind zu treffen haben. Eben selbstbestimmt und nicht nach Schema F. So heißt es: „Bitte lassen Sie sich Nutzen und Schaden einer Untersuchung genau erklären, bevor Sie sich entscheiden.“ Oder: „In jedem Fall müssen Sie Ihre Zustimmung zur Augenprophylaxe geben.“

Infos auch zu den Wochen nach der Geburt

Die Autorinnen, zwei vielseitig erfahrene Hebammen und eine auf Verbraucherinformation spezialisierte Journalistin, vermitteln anschaulich zum Beispiel, was Vorsorgeuntersuchungen leisten und was nicht. Sie beschreiben, welche Möglichkeiten die Pränataldiagnostik mit sich bringt, aber auch, wie begrenzt deren Aussagekraft oft ist und wie sie das Erleben der Schwangerschaft beeinflusst. Ein Abschnitt erklärt detailliert, wie und wo Frauen gebären können und wovon sie ihre Entscheidung abhängig machen sollten. Gut informiert und selbstbestimmt.

Schließlich geht es ausführlich um das Gebären selbst und um die ersten wichtigen Wochen nach der Geburt. Mit welchen umwerfenden Gefühlen ist zu rechnen? Wie spielt sich das Stillen ein? Welche Bedeutung haben Hebammen in dieser Phase? Die ärztliche Sicht kommt in diesem Ratgeber übrigens nicht zu kurz. Maria Beckermann, Gynäkologin und langjährige Vorsitzende des Arbeitskreis Frauengesundheit (akf e.V.), hat den Text diesbezüglich begutachtet.

Ausführlich informiert der Ratgeber in allen finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten. Da macht er dem Herausgeber, der Verbraucherzentrale NRW, alle Ehre. Verbesserungswürdig wäre nur das magere Register.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2016 / S.16