100 Ernährungs-Mythen
Ernährungsmythen gibt es seit jeher, und es kommen ständig neue hinzu. Für Lebensmittel, die gerade angesagt sind, findet man im Internet regelrechte Glaubensbekenntnisse. Doch wie zuverlässig sind solche Aussagen? Worauf beruhen sie?
Dieses Buch hilft Laien wissenschaftlich fundiert auf die Sprünge. Es entzaubert so manchen Mythos und erklärt zum Beispiel, dass Kirschen oder anderes Steinobst auch dann Beschwerden hervorrufen können, wenn man kein Wasser dazu trinkt.
Sind Chia-Samen als Superfood wirklich so gesund? (GPSP 1/2016, S. 7) Wirkt Ingwer gegen Brustkrebs? Lebt man mit Multivitaminpräparaten länger? Erhöht rotes Fleisch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Hat Stevia einen medizinischen Nutzen – etwa bei Bluthochdruck? Dies sind nur ein paar der Fragen, die 400 Leserinnen und Leser der unabhängigen Plattform www.medizin-transparent.at gestellt haben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Plattform haben nun gemeinsam mit dem österreichischen Verein für Konsumenteninformationen (VKI) ein Buch herausgegeben, das auf 100 Fragen mit 100 wissenschaftlich fundierten Antworten weiterhilft.
Wer jetzt einen Schmöker mit klaren Ja-Nein-Antworten erwartet, wird anfangs vielleicht etwas irritiert sein. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich, worin die Stärken dieses Buches liegen: Laien erhalten – trotz der komplizierten wissenschaftlichen Beweislage – leicht verständliche, objektive Antworten.
Das Buch ist als Nachschlagewerk konzipiert: Alle ernährungsbezogenen Aussagen werden alphabetisch auf einer Doppelseite vorgestellt. Gleich zu Beginn eines Themas gibt es jeweils eine Einstufung des vorhandenen Wissenstands:
Nicht erforscht: Es gibt keine Studien, die sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben.
Unzureichend: Die Beweislage ist unzureichend, es liegen keine aussagekräftigen oder nur widersprüchliche Studien vor.
Niedrig: Die Faktenlage ist nicht gut abgesichert. Für eine Einschätzung sind weitere, bessere Studien notwendig.
Mittel: Die Faktenlage ist einigermaßen gut abgesichert. Für eine noch bessere Einschätzung sind weitere, bessere Studien notwendig.
Hoch: Die Faktenlage ist gut abgesichert. Es ist unwahrscheinlich, dass neue Studien die Einschätzung verändern.
Jedem Thema ist ein Fazit vorangestellt. Darin erhält beispielsweise das Gewürz Kurkuma als mögliches Antidepressivum ein „unzureichend“. Das Fazit dazu: „Es ist unklar, ob Kurkuma bei Depressionen helfen kann. Die Studien zu dieser Frage sind von nur bescheidener Qualität.“ Im zugehörigen Mythos-Artikel steht dann mehr über Studiendetails, wichtige medizinische Hintergründe sowie den Einfluss eines Stoffes auf Körperfunktionen, seine unerwünschte Wirkungen usw.
Als Laie erfährt man zum Beispiel, warum (positive) Studienergebnisse aus Tierversuchen nicht automatisch beweisen, dass das geprüfte Produkt oder die getestete Ernährungsweise auch Menschen nützt. Oder es wird einem klar, dass eine einzige Studie mit gerade mal sechs teilnehmenden Personen und einer Studiendauer von vier Tagen bestimmt nicht ausreicht, um daraus gesundheitliche Empfehlungen abzuleiten (Mythos Lektine).
Dieses Buch wird so manchem GPSP-Fan hier und da Bekanntes bieten, was ja nicht schaden kann. Es macht deutlich, dass die meisten Gesundheitsbehauptungen wissenschaftlich oft auf sehr wackeligen Beinen stehen – oder auf gar keinen. Schließlich schärft die Lektüre den Blick für zukünftige Ernährungsmythen. Sehr informativ sind die ausführlichen, den Studienergebnissen klar zugeordneten Quellenangaben. Sie sind so konzipiert, dass sie den Lesefluss nicht stören.
Stand: 28. Februar 2017 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2017 / S.16