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„Unser Ziel ist es, Diabetes und andere schwere chronische Erkrankungen zu besiegen. Auf dem Weg dorthin treiben wir Veränderungen voran und entwickeln innovative biopharmazeutische Produkte, um das Leben der Betroffenen zu verbessern.“ Das sagt die Geschäftsführerin Tina Abild Olesen in einer Image-Broschüre der Pharmafirma Novo Nordisk Deutschland.1

Sie verkündet damit ein hehres Ziel. Aber die Realität sieht irgendwie anders aus. Die dänische Arzneifirma darf mit EU-Absegnung jetzt ein neues Diabetesmittel auf den Markt bringen, das genau genommen riskanter ist als das bekannte Markenprodukt NovoRapid® derselben Firma.2 Wie das?

Bei Novo Nordisk läuft 2017 der Patentschutz für das schnell wirkende Insulin aspart ab, das ist der Wirkstoff von NovoRapid®. Wenn nach Patentablauf Generika anderer Hersteller auf den Markt kommen, führt das zu Umsatzeinbrüchen. Die Dänen waren natürlich vorbereitet und haben bereits das Antidiabetikum Fiasp® marktfähig gemacht – ausgestattet mit demselben Wirkstoff wie NovoRapid®, aber garniert mit zwei anderen Hilfsstoffen. Die Folge: neues Patent, neues Spiel, frisches Geld.

Bei dem neu patentierten Präparat lässt sich der Wirkstoff im Schnitt etwa fünf Minuten früher im Blut nachweisen als beim firmeneigenen Vorgänger. Dieser rein theoretische Vorteil war nicht der Grund für die Europäische Arzneimittelagentur EMA, Fiasp® als Innovation zuzulassen. Der formale Grund war, dass es sich vom Vorläufer NovoRapid® nennenswert chemisch unterscheidet.

Und das ist zugleich der Wahnsinn: Der bloße Unterschied zählt. Es ist nicht etwa belegt, dass Fiasp® die Blutzuckerkontrolle verbessert. Ganz im Gegenteil: im Vergleich zu seinem Vorläufer NovoRapid® kommt es unmittelbar nach der Mahlzeit häufiger zu einer Unterzuckerung. Und das ist gewiss kein zulassungswürdiger Fortschritt.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2017 / S.03