Biomarker-Test: Was bringt mir die Chemo?
Entscheidungshilfe bei frühem Brustkrebs
Frauen, die bei frühem Brustkrebs vor der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie stehen, können sich jetzt besser orientieren: Kürzlich wurden gut verständliche Erläuterungen zu einem Biomarker-Test veröffentlicht, die bei Entscheidungen zur Behandlung helfen sollen.
Seit Ende August 2019 finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen einen Biomarker-Test (Oncotype DX). So hat es der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) beschlossen. Dieser Test soll Frauen mit bestimmten Formen von Brustkrebs im Anfangsstadium die Therapieentscheidung erleichtern. In Heft 6/2019 haben wir bereits darüber berichtet, was wir über die Aussagekraft des Tests wissen und in welchen Situationen er sinnvoll sein kann. Der Biomarker-Test wertet die Aktivität von Genen aus, die mit der Aggressivität des Tumors in Verbindung gebracht werden. Daraus berechnet sich ein Punktwert, der Aufschluss über das Risiko für einen Rückfall geben soll: Bei niedrigem Risiko kann es sinnvoll sein, auf die belastende Chemotherapie zu verzichten, bei hohem Risiko wird in der Regel zu einer Chemotherapie geraten.
Neue Entscheidungshilfe
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie spielen aber auch die Wünsche und Präferenzen der betroffenen Frau eine Rolle. Zum Beispiel, welches Restrisiko sie bereit ist einzugehen, wenn sie auf eine Chemotherapie verzichtet. Bislang gab es aber – bis auf ein dürres Merkblatt – kein ausreichendes Infomaterial in verständlicher Form, das Frauen hätte unterstützen können. Zum Glück hat sich das Anfang November 2019 geändert: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) hat auf seiner Internetseite leicht lesbare Erläuterungen zum Biomarker-Test veröffentlicht.1
Ausführlich und übersichtlich
Diese Entscheidungshilfe beantwortet eine Reihe von relevanten Fragen, etwa: Wann liefert der Biomarker-Test überhaupt entscheidungsrelevante Informationen? Der Text weist darauf hin, dass der Test nur dann sinnvoll ist, wenn bestimmte Formen von Brustkrebs vorliegen und wenn andere bewährte Kriterien, wie Eigenschaften des Tumorgewebes oder der Patientin, bei der Entscheidung für oder gegen Chemotherapie nicht weiterhelfen.
Einschränkungen benannt
Wer sich für Details interessiert, wird an dieser Entscheidungshilfe schätzen, dass sie die wichtigste Studie zum Biomarker-Test sehr genau aufschlüsselt und verständlich erklärt, inklusive ihrer Einschränkungen. So haben an der Studie nur Frauen teilgenommen, bei denen sich der Krebs noch nicht auf die Lymphknoten ausgebreitet hatte. Sichere Aussagen lassen sich also auch nur für diese Gruppe von Patientinnen treffen. Es fehlt auch nicht der Hinweis, dass dieser und andere Biomarker-Tests derzeit intensiv weiter untersucht werden und sich die Erkenntnisse deshalb auch noch ändern können.
Zahlen im Detail
Getrennt für Frauen unter beziehungsweise ab 50 Jahren führt die Entscheidungshilfe auf, wie sich die Rückfallrisiken mit und ohne Chemotherapie bei bestimmten Punktwerten im Biomarker-Test unterscheiden. Dabei wird deutlich, dass das Rückfallrisiko je nach Alter deutlich unterschiedlich sein kann. Deshalb gelten in den Altersgruppen auch verschiedene Punktwerte, bei denen der Verzicht auf eine Chemotherapie vermutlich keine Nachteile bringt. So gilt in der Altersgruppe unter 50 Jahre ein Punktwert bis 10 (von insgesamt 100) als Grenze, bis zu der auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann. Bei älteren Frauen gilt das bis 25 Punkte.
Biomarker-Test
GPSP 6/2019, S. 23
Stand: 19. Dezember 2019 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2020 / S.18