Übertriebene Hoffnungen
Für Krebsmedikamente darf nicht öffentlich geworben werden. Der Pharmahersteller Roche umschifft dieses Verbot: Auf der Webseite „Wissen-Immuntherapie“ stellt er allgemein das Konzept einer „neuen, zielgerichteten“ Therapie vor. Wenn Experten auf der Roche-Webseite Statements abgeben,1 es handle sich um eine „unglaublich gut verträgliche Therapie“ und die Produkte hätten „sehr sehr wenige Nebenwirkungen“, weckt das übertriebene Hoffnungen. Patienten werden mit einem Fragebogen mit Roche-Logo animiert, den Arzt gezielt nach der Behandlung mit diesen Medikamenten zu fragen. Schon lange ist bekannt, dass Ärzte oft nachgeben, wenn Patienten einen Therapiewunsch äußern.
- „Absolut einschneidende Änderung in der Behandlung von Krebs“ ? Ein Experte suggeriert, hier gäbe es eine Wunderwaffe.
- Checkliste: Soll Patienten animieren, den Arzt nach einer bestimmten Therapie zu fragen.
- Chancen nutzen? Tut nur, wer an einer klinischen Studie teilnimmt, das Beste für sich?
Sogenannte Checkpoint-Hemmer sollen das Immunsystem anregen, Krebszellen zu bekämpfen. Sie haben zum Teil jedoch auch schwere Nebenwirkungen, vermutlich weil sich das angestachelte Immunsystem dann auch gegen den eigenen Körper richten kann.2 Von einem Durchbruch kann nicht die Rede sein. Atezolizumab (Tecentriq®) von Roche verlängert bei Patienten mit Lungenkrebs das Leben um dreieinhalb Monate.3 Gegen Urothelkarzinom wirkt es kaum besser als bisherige Therapien, es gibt keinen Überlebensvorteil.4 Die Behandlung kostet 100.000 € pro Patient und Jahr.
Stand: 3. Mai 2018 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2018 / S.28