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Auf Kriegsfuß mit der Evidenz

„Sie stehen mit Ihrem Magen-Darm-Trakt auf Kriegsfuß? Yamato®Gast kann helfen und den Magenfrieden wiederherstellen.“ So wirbt Pohl-Boskamp für das „traditionelle Arzneimittel“, das gegen Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Völlegefühl und Blähungen helfen soll. In der Werbung wird betont, dass Yamato®Gast „ohne Schöllkraut“ auskommt. Das ist ein Seitenhieb auf das Konkurrenzprodukt, Iberogast®, das wegen lebensbedrohlicher Leberschäden in Verruf geraten ist.1

Werbung für das Yamato®Gast gegen Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Völlegefühl und Blähungen
Bild: Website www.yamatogast.de (Abruf 8.7.2020)
  • Wirkungsvoll? Überzeugende Belege für die Wirksamkeit fehlen.
  • Japanische Pflanzenkraft? Traditionelle Medizin ist meist schlecht überprüft.
  • Exotik. Kommt immer gut an.

Wir haben den Hersteller nach den wissenschaftlichen Belegen für die Behauptung gefragt, dass Yamato®Gast leichte Magen-Darm-Beschwerden „umfassend (…) effektiv lindern“ kann.2 Die Firma schickte nur zwei unsystematische Übersichtsarbeiten, die sich mit der japanischen „Kampo-Medi- zin“ Rikkunshito beschäftigen,3 die von der Zusammensetzung her wohl dem Präparat Yamato®Gast entspricht.

In den Übersichtsarbeiten werden nur zwei einigermaßen ernstzunehmende Studien zu beanspruchten Anwendungsgebieten zitiert.4 An ihnen nahmen Menschen mit Reizmagen (funktioneller Dyspepsie) teil: In der einen findet sich in der Hauptauswertung kein Unterschied zwischen Rikkunshito und Placebo.5 In der zweiten bleiben viele Fragen offen, und ob der festgestellte Effekt tatsächlich so groß ist, dass er bei der Behandlung spürbar wäre, ist unseres Erachtens fraglich.6 Die Fachinformation für Yamato®Gast erhärtet den Verdacht, dass das angepriesene Anwendungsgebiet nicht unbedingt durch wissenschaftliche Daten gestützt ist. Dort steht: „Das Arzneimittel ist ein traditionelles Arzneimittel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Anwen- dung für das Anwendungsgebiet registriert ist.“ 7

Mehr als über die Wirksamkeit weiß man über den Schaden. Die Fachinformation warnt: Personen mit Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen sollten Yamato®Gast nicht einnehmen. Das Präparat kann lichtempfindlicher machen, und Fälle von Leberschädigungen wurden berichtet. In der Schwangerschaft darf das Mittel nicht eingenommen werden, weil es das Ungeborene schädigen kann.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.28