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© Jörg Schaaber

Thomapyrin®

Bestseller Nr. 7

Das Schmerzmittel Thomapyrin® wurde 2012 in deutschen Apotheken rund 11 Millionen Mal verkauft. Damit steht es auf Rang 7 der Arzneimittelbestsellerliste. Und es ist bereits das vierte Schmerzmittel, das wir in unserer Serie zu den Marktrennern besprechen.

Während Paracetamol-ratiopharm® (GPSP 3/2012, S. 5), Voltaren® (GPSP 4/2012, S. 5) und Ibuflam® (GPSP 1/2013, S. 8) nur jeweils einen einzigen schmerzlindernden Wirkstoff enthalten, handelt es sich bei Thomapyrin® um Kombinationspräparate. Sie kombinieren Acetylsalicylsäure und Paracetamol in unterschiedlichen Mengenverhältnissen sowie zusätzlich das stimulierende Koffein. Nur in den selten gekauften Thomapyrin® Brausetabletten, die erst 2007 in den Handel kamen, fehlt die stimulierende Beigabe. Mit Abstand am häufigsten (knapp 75%) wird die CLASSIC-Variante gekauft. Auf das noch relativ neue, seit 2004 angebotene Thomapyrin® INTENSIV entfallen 25% der Packungen.

Schmerzmittelkombinationen wie Thomapyrin® wurden im vorigen Jahrhundert erfunden. Damals glaubte man, dass sich die Wirksamkeit der kombinierten Bestandteile gegenseitig verstärkt. Dies trifft jedoch nicht zu (GPSP 1/2008, S. 3). Die Effekte addieren sich lediglich. 500 mg einer Mischung von Acetylsalicylsäure und Paracetamol wirken daher in etwa so stark wie 500 mg Acetylsalicylsäure oder 500 mg Paracetamol. Und Thomapyrin® liegt mit einem Schmerzmittelgehalt pro Tablette von insgesamt 450 mg (CLASSIC) bis 550 mg (INTENSIV) im Dosisbereich der üblichen rezeptfreien Schmerztabletten, in denen in der Regel 500 mg Acetylsalicylsäure oder Paracetamol stecken.

Vorteile bringen Kombinationen aus solchen rezeptfreien schmerzlindernden Wirkstoffen nicht, möglicherweise eher Nachteile – zum Beispiel weil Unverträglichkeiten wie allergische Reaktionen von zwei statt von nur einem Wirkstoff ausgehen können. Sehr bedenklich sind Hinweise auf besondere Risiken solcher Schmerzmittelmischungen: Über längere Zeit eingenommen, können sie die Nieren auf Dauer schädigen („Schmerzmittelniere“), und zwar anscheinend häufiger als das bei Präparaten mit nur einem Wirkstoff der Fall ist.1

Der Zusatz von Koffein in Thomapyrin® CLASSIC und INTENSIV ist aus mehreren Gründen umstritten. Sein Beitrag zum schmerzstillenden Effekt ist allenfalls gering. Die stimulierende Wirkung kann vor allem bei Menschen, die wenig an Kaffee oder Tee gewöhnt sind, zu Schlafstörungen führen. Und regelmäßiger Konsum von Koffein – auch in Form von koffeinhaltigen Schmerzmitteln – kann Entzugskopfschmerzen auslösen, wenn man die Koffeinzufuhr unterbricht. Solche Entzugskopfschmerzen verleiten möglicherweise dazu, erneut zu einem Schmerzmittel zu greifen. Ein Teufelskreis entsteht.

Wir sehen in Kombinationsschmerzmitteln wie Thomapyrin® keine Vorteile, sondern eher Nachteile und ziehen Schmerzmittel mit nur einem Wirkstoff wie Acetylsalicylsäure vor. Diese gibt es zudem beträchtlich preiswerter. 20 Tabletten zu 500 mg Acetylsalicylsäure werden bereits ab 2 € angeboten (ASS 500-1A Pharma® u.a.), zu 500 mg Paracetamol ab 1,29 € (Paracetamol Basics® 500 mg u.a.) und zu 200 mg Ibuprofen ab 2,86 € (Ibuprofen ABZ® u.a.). Thomapyrin® kostet das Doppelte bis Siebenfache (5,57 € bis 9,60 €/20 Tabletten).

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2013 / S.08