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©J. Schaaber

Pilzvergiftung – was tun?

Wie man im Notfall richtig handelt

Übelkeit nach einer Pilzmahlzeit kann auf eine Pilzvergiftung hindeuten. Was ist dann zu tun? In unserer Herbstausgabe haben wir wichtige Informationen für Sie zusammengestellt.

Nach warmen Sommern mit viel Regen sprießen sie wieder – die Pilze. Es gibt ungefähr 1.000 genießbare Arten, denen ungefähr 220 giftige Pilzarten gegen­überstehen. Nicht alle verspeisten giftigen Pilze führen zum Tod. Viele sorgen „nur“ für heftige Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe.

Bei einer Vergiftung mit bekanntermaßen giftigen Pilzen spricht man von einer echten Pilzvergiftung. Aber auch nach dem Verzehr von eigentlich genießbaren Pilzen kann es zu Beschwerden kommen, und zwar wenn die Pilze verdorben sind. Dabei handelt es sich dann um eine Lebens­mittelvergiftung; man spricht hier von einer unechten Pilz­vergiftung.

Bei Erbrechen sofort handeln!

Echte Pilzvergiftungen sind weitaus gefährlicher als unechte, weil dabei Organe wie die Leber oder Nieren oft unwiderruflich geschädigt werden. Lebensmittelvergiftungen durch Pilze hinterlassen dagegen meistens keine bleibenden Schäden. Beide können sich aber zu Beginn ähnlich anfühlen.

Wenn es nach einem Pilzgericht zu Erbechen, Durchfall oder anderen Beschwerden kommt (siehe Kasten), muss sofort ein Arzt konsultiert werden. Erste Tipps kann auch der Giftnotruf geben (siehe rechts). Dort erreicht man für Vergiftungen ausgebildete Fachleute (Toxikologen), die im Notfall gezielt beraten können. Sehr wichtig ist es, bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung Reste der Mahlzeit aufzubewahren. So können im Notfall Bestandteile des Pilzes untersucht werden, und Ärzte erfahren rasch, ob ein Giftpilz oder „nur“ ein verdorbener Speisepilz die Vergiftung ausgelöst hat.

Auch wenn die Beschwerden nach einer heftigen Phase mit Brechdurchfall wieder zurückgehen, muss unbedingt fachmännische Hilfe geholt werden. Denn einige Pilzgifte täuschen eine Besserung vor, doch schädigen sie in dieser Zeit wichtige Organe.

Es gibt in Deutschland keine zentrale Meldestelle für Pilzvergiftungen (wie etwa früher in der DDR). Die einzelnen Giftnotrufzentralen sammeln aber nur Daten für das jeweilige Bundesland.

Daneben befasst sich vor allem die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) mit Informationen rund um Pilze. Für das pilzreiche Jahr 2010 schlüsselte die DGfM Pilzvergiftungen, die von den Pilzberatern des Vereins gemeldet wurden, für ganz Deutschland in echte und unechte auf:1 Von 631 Pilzvergiftungen waren fast die Hälfte unechte. Für die Folgejahre fehlen solche Daten.

Symptome einzelner Pilzvergiftungen

Besonders viel Sorgen macht den Giftnotrufzentralen der Grüne Knollenblätterpilz. Die meisten tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf sein Konto.2 Brechdurch­fälle sind häufig. Wer betroffen ist, muss sofort in ein Krankenhaus, wo eine intensivmedizinische Behandlung eingeleitet wird.

Sind Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall mit Schweißausbrüchen und vermehrtem Speichelfluss kombiniert, kann eine Vergiftung mit Muscarin die Ursache sein. Das Nervengift kommt beispielsweise in Risspilzen und Trichterlingen vor.

Zittern nach einer Pilzmahlzeit die Muskeln, bewegt man sich unkontrolliert, verliert man sogar das Bewusstsein und erleidet einen Krampfanfall, dann liegt sehr wahrscheinlich eine Panther- oder Fliegenpilzvergiftung vor.3

Besser sich vorher schlau machen

Nach Meldungen der Giftnotrufzentralen steigt in einzelnen Bundesländern die Anzahl der Pilzvergiftungen an.4 Anscheinend liegt Pilze zu sammeln wieder im Trend. Volkshochschulkurse, Fortbildungsveranstaltungen der DGfM oder der Mobilen Pilzschule5 können dabei helfen, dass dieses Hobby keine lebensbedrohlichen Folgen hat. Wenn man sich nicht 100-prozentig sicher ist, ob es sich bei den Pilzen, die man gerade zubereitet, um einen genießbaren Pilz handelt, sollte man sie entweder einem Pilzberater vorstellen oder wegwerfen.

Giftnotrufzentralen in Deutschland

  • Baden-Württemberg 0761-19240
  • Bayern 089-19240
  • Berlin 030-19240
  • Brandenburg 030-19240
  • Bremen 0551-383180
  • Hamburg 0551-383180
  • Hessen 06131-19240
  • Mecklenburg-Vorpommern 0361-730730
  • Niedersachsen 0551-383180
  • Nordrhein-Westfalen 0228-19240
  • Rheinland-Pfalz  06131-19240
  • Saarland 06841-19240
  • Sachsen 0361-730730
  • Sachsen-Anhalt 0361-730730
  • Schleswig-Holstein 0551-383180
  • Thüringen 0361-730730

Giftnotrufe werden meist von mehreren Bundesländern gemeinsam angeboten, deshalb kann die gleiche Nummer mehr als einmal vorkommen.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2014 / S.04