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©Christoph Burgstedt/iStock

Nützt hochdosiertes Vitamin D bei Multipler Sklerose?

Trotz vieler Studien bleiben Nutzen und Risiken unklar

Für Menschen mit Multipler Sklerose wird im Internet hochdosiertes Vitamin D angepriesen. Dass die Nahrungsergänzung zusätzlich zu den Standard-Medikamenten einen Vorteil bringt, ist aber nicht belegt.

Ob Vitamin D Menschen mit Multipler Sklerose (MS) helfen könnte, wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Besonders in hohen Dosierungen soll das Vitamin Krankheitsschübe verhindern und die Krankheit langsamer voranschreiten lassen. Gut belegt ist das allerdings nicht, wie eine Recherche des Online-Portals „Medizin transparent“ zeigt.1

In vielen Studien untersucht…

Tatsächlich ist der Nutzen von hochdosiertem Vitamin D auch in mehreren Studien untersucht worden: Gleich 15 davon konnte das Team von „Medizin transparent“ identifizieren. In den Untersuchungen erhielten insgesamt mehr als 1.000 Teilnehmende zusätzlich zu ihren üblichen MS-Medikamenten nach dem Zufallsprinzip entweder hochdosiertes Vitamin D (bis zu täglich 14.000 Internationalen Einheiten, kurz I.E.) oder eine Vergleichsbehandlung. Die bestand in den meisten Studien aus einem Placebo, in einigen wenigen erhielten die Teilnehmenden niedrig dosiertes Vitamin D (oft 400 bis 800 I.E. pro Tag).

Die Untersuchungen dauerten zwischen drei Monaten und knapp zwei Jahren. Verglichen wurde dann, ob in der Vitamin D-Gruppe weniger Schübe auftraten, die Betroffenen weniger durch ihre Erkrankung eingeschränkt waren oder sich weniger Entzündungsherde in Gehirn oder Rückenmark bildeten.

…aber Ergebnisse wenig aussagekräftig

In der Gesamtübersicht aller Studien hatte hochdosiertes Vitamin D keinen stärkeren Nutzen als ein Placebo. Besonders verlässlich sind die Ergebnisse aber nicht. Oft waren die Studien nicht besonders gut gemacht. Außerdem wurde in den Untersuchungen der Nutzen mit sehr unterschiedlichen Methoden gemessen. Die Folge: Es ließen sich in der gemeinsamen Auswertung jeweils nur wenige Studien mit relativ wenigen Patient:innen zusammenfassen. Das macht es schwer abzuschätzen, ob Vitamin D tatsächlich etwas bringt. Aber die Schwächen in den Studien hätten die Bewertung vermutlich am ehesten zugunsten von Vitamin D verzerrt.

Und die Nebenwirkungen?

Nur eingeschränkt aussagekräftig sind die Studien auch hinsichtlich der Nebenwirkungen: Die lagen laut Studienberichten zwar ebenfalls auf Placebo-Niveau. Allerdings fehlen hier Details, wie die Sicherheit genau überprüft wurde.

Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass es bei sehr hohen Dosierungen von Vitamin D durchaus zu Vergiftungen kommen kann – kurzfristig oder schleichend. Als sichere Tagesdosis für Erwachsene gelten maximal 4.000 I.E. – alles darüber hinaus sollte (wenn überhaupt) nur unter ärztlicher Überwachung eingenommen werden.

 

Die Schattenseiten des Vitamin D-Papstes

Schäden durch Vitamin D

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2022 / S.08