Getrickst: Erfundene Patienten
Patientenorganisationen genießen eine hohe Glaubwürdigkeit. Darum benutzen Pharmafirmen sie auch gerne für Propagandazwecke. Zum Beispiel die „Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten“ (DGVP). So berichtet der gegenwärtige Präsident Wolfram-Armin Candidus stolz über eine Pressekonferenz der DGVP im Februar, die mehr als 30 Medienberichte nach sich gezogen habe.
Hauptthema war die umstrittene HPV-Impfung (GPSP 5/2007, S. 3). Kritische Stimmen fehlten aber auf der Veranstaltung der „Patientengruppe“. Kein Wunder, der Hersteller des Impfstoffs hatte die Pressekonferenz großzügig finanziert. Herr Candidus stritt gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen ab, dass die DGVP Geld von der Industrie genommen hat.1
Da war der Hersteller Sanofi Pasteur MSD ehrlicher, er gab an, das Ganze mit 15.000 € finanziert zu haben. Gelogen hat der DGVP-Präsident formal trotzdem nicht. Denn das Geld floss an den „Verein zur Förderung von Patienteninteressen im Gesundheitswesen“ (VFGP). Der wiederum leitete das Geld an die DGVP weiter. Das hat Methode.
Der WDR stieß auf einen internen Vermerk über das Verhältnis der beiden Organisationen: „Durch diese Pufferfunktion des VFGP machen sich Industrie und Selbsthilfe bei der Realisierung gemeinsamer Projekte weniger angreifbar.“,2 heißt es da ganz unverfroren. Pseudo-Patientengruppen wie die DGVP schaden dem Ansehen der Selbsthilfe erheblich, die oft gute und wichtige Arbeit leistet. Deshalb fordert auch GPSP Transparenz bei der Finanzierung der Selbsthilfe. Sowohl sponsernde Hersteller als auch die proftierenden Gruppen müssten alle Zahlungen offenlegen.
Stand: 1. Dezember 2008 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2008 / S.08