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© seb_ra/ iStockphoto.com

Hilfe bei Parkinson?

Coenzym Q10 unter der Lupe

Noch fehlen Medikamente, die eine Parkinson-Krankheit heilen oder den Verlauf aufhalten können. Allerdings wird das Nahrungsergänzungsmittel Coenzym Q10 entsprechend beworben. Auch wenn solche Wirkungen theoretisch plausibel sein mögen – die Ergebnisse von klinischen Studien sprechen eine andere Sprache.

Zu den wichtigsten Beschwerden von Parkinson-Kranken gehören Bewegungsstörungen: Ihnen fällt es schwer, Bewegungen anzufangen und/oder sie wieder zu stoppen. Auffällig ist ein trippelnder Gang mit kleinen Schritten. Außerdem kann sich die Muskulatur versteifen, etwa an Armen und Beinen, und bei vielen Parkinson-Patienten zittern die Hände im Ruhezustand. Darum wird die Parkinson-Krankheit im Volksmund auch „Schüttellähmung“ genannt.

Fortschreitende Symptome

Bei der häufigsten Form dieser Erkrankung entstehen die Beschwerden, wenn im Gehirn spezielle Nervenzellen zugrunde gehen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dopamin überträgt Signale, die Bewegungen steuern. Ist zu wenig Dopamin vorhanden, leidet diese Fähigkeit. Wie die Erkrankung zustande kommt, ist meist nicht bekannt. Parkinson-Medikamente wie L-Dopa können zwar die Symptome lindern, aber die Krankheit weder heilen noch aufhalten.1

Hilft Coenzym Q10?

Wenn die verfügbaren Therapien nur Symptome lindern, aber die Krankheit nicht aufhalten können, suchen Patienten oft verzweifelt nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten. In diese Lücke stoßen dubiose Internetseiten und andere fragwürdige Veröffentlichungen mit der Behauptung, dass Coenzym Q10 das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten kann. Die Substanz kommt im Körper bei vielen Stoffwechselprozessen vor, über die die Zellen Energie erzeugen.

Theoretisch plausibel, aber…

Forscher haben zwar in Laborversuchen herausgefunden, dass an der Krankheitsentstehung von Parkinson möglicherweise Stoffwechselvorgänge beteiligt sind, bei denen Coenzym Q10 eine Rolle spielt. Auch scheinen Ergebnisse aus Tierversuchen darauf hinzudeuten, dass die Substanz eventuell Nervenzellen schützen kann, die Dopamin produzieren.2 Dass Coenzym Q10 Parkinson-Erkrankten helfen könnte, scheint also zumindest theoretisch einigermaßen plausibel. Allerdings müssen solche Hypothesen immer in Studien an Patientinnen und Patienten geprüft werden – zumal immer mit Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Unbefriedigende Studienlage

Solche Studien sind auch tatsächlich durchgeführt worden. Sie verglichen die Wirksamkeit von Coenzym Q10 mit einem Scheinmedikament (Placebo) und beobachteten, wie sich die Parkinsonbeschwerden im frühen oder mittleren Stadium der Erkrankung veränderten. Die meisten der Studien sind allerdings relativ klein und von schlechter Qualität. So wussten zum Beispiel bei vielen Untersuchungen alle Beteiligten, welches Mittel die Probanden erhielten. Das kann das Studienergebnis verzerren – sei es durch eine veränderte Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten oder weil dieses Vorwissen die beteiligten Ärzte und Ärztinnen bei der Bewertung der Ergebnisse beeinflusst. In manchen Studien wurden zudem nicht alle Daten aller Patienten in der Auswertung berücksichtigt.2

Kein überzeugender Beleg

Einige der kleinen und qualitativ schlechten Studien stellten einen geringen Nutzen von Coenzym Q10 fest. Vergleicht man den allerdings mit den Ergebnissen der größeren und besseren Studien und fasst die Daten zusammen, lässt sich in der Zusammenschau kein Effekt feststellen. Die positiven Ergebnisse der kleineren Studien sind also vermutlich nur Zufallsbefunde.

Fazit

Bei der Parkinson-Krankheit kann Coenzym Q10 keine Wunder wirken. Übrigens auch nicht in vielen anderen beworbenen Gebieten – darüber haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet.

Coenzym Q10
GPSP 6/2007, S. 15
GPSP 4/2017, S. 12

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2018 / S.06