Editorial 4/2009
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn Sie ein Arzneimittel brauchen, bezahlt das in der Regel die Krankenkasse. In armen Ländern sieht das oft anders aus. Die öffentliche Versorgung ist unterfinanziert und viele Patienten müssen ihre Medikamente selber zahlen (S. 5).
Aber auch hierzulande ist die Welt nicht immer in Ordnung. Da gibt es sündhaft teure neue Krebstherapien. Die Pharmaindustrie preist sie als „gezielte Therapie“ an. Doch in der Realität sind die Erfolge eher bescheiden. Mit dem „Zielen“ ist es auch nicht weither, denn die Mittel haben sehr unangenehme Nebenwirkungen. Wir haben den angesehenen Krebsmediziner Prof. Ludwig befragt, warum das so ist (S. 12). Ein Punkt schon mal vorweg: Wichtige Forschung unterbleibt, weil sie kommerziell uninteressant ist.
Firmen forschen lieber an so genannten Lifestyle-Medikamenten – und da kann dann eine Nebenwirkung auch schon mal zur Hauptwirkung werden. So geschehen mit einem Mittel gegen Depressionen, das Männern gegen vorzeitigen Samenerguss helfen soll (S. 6). Ganz abgesehen davon, dass wir von dem Medikament abraten müssen, bleiben doch ganz andere Fragen: Erst wird die erektile Dysfunktion zur Krankheit erklärt, die man mit Medikamenten behandeln soll, nun soll man Tabletten schlucken, wenn es zu schnell geht. Unbestritten, der eine oder andere Mann leidet in der einen oder anderen Richtung. Aber erstens: Tabletten sind oft nicht die richtige Lösung. Und zweitens: Wer ist am Ende eigentlich noch normal?
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen
Ihr Jörg Schaaber
Stand: 24. August 2009 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2009 / S.02