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© Prot Tachapanit/iStock

Darmkrebs-Screening schon ab 45 Jahren?

Internationaler Vergleich zeigt Unterschiede bei Früherkennung

Schon früher regelmäßig auf Darmkrebs testen? Dass Menschen in Deutschland davon ­profitieren würden, hält eine neue Analyse für eher unwahrscheinlich.

Hierzulande gibt es seit einigen Jahren ein organisiertes Programm zur Darmkrebs-Früherkennung: Alle Menschen ab dem 50. Geburtstag erhalten in regelmäßigen Abständen eine Einladung. Dabei können sie je nach Geschlecht und Altersgruppe zwischen zwei Methoden wählen, für die ein Nutzen nachgewiesen ist.

Was gilt in Deutschland?

Zwischen 50 und 54 Jahren können Frauen und Männer jährlich den Stuhl mit immunologischen Methoden auf verborgenes Blut untersuchen lassen. Männer können in diesem Alter alternativ auch eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Ab 55 Jahren können Männer und Frauen zwischen einer Darmspiegelung oder alle zwei Jahre einer Stuhluntersuchung wählen.

Insgesamt können Berechtigte zur Früherkennung zweimal eine Darmspiegelung im Abstand von zehn Jahren in Anspruch nehmen oder eine, wenn die erste ab dem 65. Geburtstag erfolgt. Zur Abklärung eines positiven Stuhltests bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen ebenfalls eine Darmspiegelung.

Im weltweiten Vergleich gibt es aber etwas unterschiedliche Empfehlungen für die Früherkennung von Darmkrebs. Das zeigt eine Analyse des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).1 Mithilfe dieses Berichts will der Gemeinsame Bundesausschuss entscheiden, ob das Früherkennungsprogramm in Deutschland geändert werden sollte.

Etwas anders als in Deutschland

In der Auswertung hat das IQWiG fünf aktuelle Leitlinien berücksichtigt, bei denen die Autor:innen für ihre Empfehlungen wissenschaftliche Studien systematisch aufgearbeitet haben. Davon stammten vier aus den USA und eine von einer internationalen Leitlinien-Gruppe. Im Vergleich zur deutschen Richtlinie gibt es aber einige Unterschiede: So sind die Leitlinien-Empfehlungen für alle Geschlechter gleich, während das deutsche Programm zwischen Männern und Frauen unterscheidet. Auch gibt es kleinere Unterschiede bei der Auswahl der Screening-Methode und der Häufigkeit der Untersuchungen, die anders als in Deutschland oft nicht nach Alter differenzieren.

Ab wann und wie lange?

Einige Leitlinien empfehlen, mit dem Screening bereits ab dem 45. Lebensjahr zu beginnen und die Früherkennung dafür aber nur bis zum 75. Geburtstag fortzuführen. In Deutschland gilt die Empfehlung ab dem 50. Lebensjahr, aber ohne obere Altersgrenze.
Der frühe Beginn des Screenings ist allerdings nicht durch gute Studien abgedeckt, sondern beruht auf einer Berechnung mit US-amerikanischen Daten. Danach nehmen die Darmkrebserkrankungen in dieser Bevölkerung auch schon bei Menschen unter 50 Jahren zu. Wie die IQWiG-Analyse ausführt, lässt sich in Deutschland jedoch kein solcher Trend beobachten. Deshalb sei bei Vorverlegung des Screenings in jüngere Altersgruppen kein zusätzlicher Nutzen zu erwarten.

 

Tücken des Screenings

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2022 / S.10