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Wie krank ist das denn?!

Gruselige Krankheiten einst und jetzt

Unser Kinderbuch-Tipp ist nichts für schwache Nerven. Für wissensdurstige Kinder, die nichts so schnell vom Hocker haut, ist es aber vielleicht genau das Richtige.

Birte Müller und Yannick de la Pêche (2021) Wie krank ist das denn?! Leipzig: Klett Kinderbuch, 132 S., 15 €

Wie krank ist das denn? Das denken vielleicht Erwachsene, wenn sie ein Kinderbuch zu gruseligen Krankheiten zu Gesicht bekommen. Mutige Kinder finden es aber wahrscheinlich spannend, etwas über „winziges Gesocks“ zu lesen, das Krankheiten auslösen kann. Geschrieben hat diese Lektüre die Kinderbuch-Illus­tratorin Birte Müller, Mutter von zwei Kindern; bebildert wurde es von dem Illustrator Yannick de la Pêche. Die 14 Kapitel bauen aufeinander auf und versprechen „als Nebenwirkungen Lesefieber, Bauchweh vom Lachen und auch mehr Wissen im Kopf“, etwa zu der Frage, wie sich Mikro­organismen unterscheiden. Behandelt werden Ekliges, Schauriges, Heroisches, Zufälle und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Beispiel rund um Pest, ­Masern, Tollwut – und ja, auch um Corona.

Mitreißend, mit morbidem Charme und Witzen gespickt, ziehen die Leser:innen durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Man erfährt zum Beispiel, warum man Mozart auf der Straße nicht wiederkennen würde (Pocken), warum Bier mal besser war als das Trinkwasser (Cholera) und dass die Spanische Grippe gar nicht aus Spanien kam. Tuberkulose war zwar todbringend, in vornehmen Kreisen aber irgendwie hip, weil man schön bleich und mager wurde und sich lange, teure Kuraufenthalte gönnte. Und: Auch in der Wissenschaft und Forschung können Zickenkriege stattfinden, etwa zwischen Robert Koch und Louis Pasteur. Letztendlich haben beide unsere Welt aber viel besser gemacht.

Die meisten Kapitel drehen sich um Infektionskrankheiten. Aber das Buch verrät auch, was Menschen mit Meerschweinchen gemeinsam haben (beide können die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut bekommen) und was dann nötig ist, damit „unsere Organe nicht wie schlappe Matschhaufen im Körper herumwabern“. Im Kapitel „Psychische Störungen“ geht es hauptsächlich um Hypochondrie und Depressionen. Ersteres wird noch eher witzig beschrieben, beim Zweiten wird es ziemlich ernst. Kinder lernen, dass hier keine Viren, Bakterien oder Parasiten schuld sind. Dass man in Zeiten vor Sigmund Freud statt auf der Couch wohl eher angekettet und sogar gefoltert wurde, während die alten Griechen versuchten, die „Melancholie“ mit Massagen, Ernährung und einer Art Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen.

Manchen Eltern mag hier und da die Sprache im Buch einen Tick zu rau oder zu fäkal sein, manche werden sich mit ihren Kindern vor Lachen biegen. Wir meinen: Hier ist bestes Wissen, das von drei Medizinfachleuten gegengelesen wurde, sprachlich und bildlich für die Zielgruppe genau richtig verpackt. Viele Kapitel enden mit einem „Und heute so?“ und geben Gesundheitstipps: Etwa, dass bestimmte Bakterien und Pilze in und auf unserem Körper leben müssen, denn ohne sie wären wir verloren. Penible Reinlichkeit hat also auch ihre Schattenseiten. Und dass ein Zuviel an Antibiotika zu Resistenzen führt und uns hilflos macht. Im Corona-Kapitel konnte natürlich nur auf den anfänglichen Wissensstand eingegangen werden. Die Autorin verweist aber ausdrücklich darauf: Es ist wichtig, auf solide Informationen zu achten, gerade auf Social-Media-Plattformen. Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar, das die wichtigsten Begriffe erklärt. Alles in allem eine vergnügliche Lektüre, bei der auch Eltern noch etwas lernen können. Als Lesealter empfehlen wir aber nicht ab acht Jahren, sondern eher ab zehn.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2021 / S.25