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©Jörg Schwanke

Allergisches Bronchialasthma

Hausstaubmilben ist kaum beizukommen

In unseren Matratzen leben üblicherweise mehrere tausend Milben. Das sind sehr kleine Spinnentierchen, die gerade einmal 0,2-0,3 mm groß und daher mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Sie leben auch in Polstermöbeln und Kissen, Teppichen, Plüschtieren u.a. Die Tierchen ernähren sich hauptsächlich von den Hautschuppen, die wir ständig und vor allem beim Schlafen abstoßen.

Eigentlich sind die Untermieter kein Problem, denn sie übertragen keine Krankheiten. Vielen Menschen machen allerdings die winzigen Kotbällchen zu schaffen, die sich mit Hausstaub vermischen und eingeatmet heftige allergische Reaktionen auslösen können. Dann kommt es zu den typischen Beschwerden wie tränenden Augen, juckender Nase und Niesattacken bis hin zu Atemnot und Asthmaanfällen.

Wischmopp
EuToch – Fotolia.com

Da man die Winzlinge nicht los wird, versucht man ihre Zahl wenigstens zu reduzieren, beispielsweise mit speziellen Staubsaugern und Luftfiltersystemen, durch chemische Mittel, die die Milben abtöten sollen (Akarizide), sowie mit milbendichten Bezügen für Matratze und Bettzeug, die die Tierchen und deren Ausscheidungen einhüllen und vom Schlafenden fernhalten sollen.

Bereits vor zehn Jahren sind allerdings bei einer systematischen Aus­wertung von Studien Zweifel auf­ge­kommen, ob solche Maßnahmen tatsächlich Asthmasymptome reduzieren können.(1) Jetzt gibt es eine neue umfangreiche Analyse, in die 54 Studien mit insgesamt 3.000 Patienten mit allergischem Asthma einbezogen waren. Erneut fällt das Ergebnis ernüchternd aus: Weder für die morgendliche Atemfunktion noch für andere Kriterien wie Asthmabeschwerden oder Medikamentenbedarf lässt sich ein Nutzen nachweisen. Der Nutzen blieb aus, obwohl die Menge an Milben und deren Ausscheidungen beispielsweise durch die Spezialbezüge deutlich verringert wurde. Die Ergebnisse sind so eindeutig, dass die Autoren nicht einmal weitere Studien mit ähnlicher Versuchsanordnung für sinnvoll erachten.2,3

Warum die Maßnahmen versagen, hat möglicherweise eine einfache Erklärung. Da die Spinnentierchen nicht ausrottbar sind und auch in Polstern, Teppichen und Stores vorkommen, kann die Gesamtbelastung durch Milbenkot mit den geprüften Maßnahmen nicht ausreichend verringert werden. Offen bleibt weiterhin, ob sich gänzlich veränderte Wohngegebenheiten positiv auf allergisches Bronchialasthma auswirken. Dazu würde etwa gehören, generell auf Teppiche und Polstermöbel zu verzichten. Das ist allerdings sehr aufwändig und verändert den Charakter der Wohnung. Wer im Hochgebirge wohnt, hat derlei Probleme nicht: Ab einer Höhe von 1.600 m kommen Hausstaubmilben nicht vor.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2008 / S.04