Pharma-Fortbildung für Ärzte
Dass Ärzte sich fortbilden, ist wichtig, denn Patienten sollen vom medizinischen Fortschritt profitieren. Der Gesetzgeber schreibt Ärzten daher vor, sich fortzubilden, was auch dokumentiert werden muss. Leider werden die meisten Fortbildungsveranstaltungen von Pharmaunternehmen organisiert und finanziell unterstützt. Dabei erhalten die Teilnehmer oft einseitige Informationen, die die Produkte des Sponsors bevorzugen. Luxusfortbildungen inklusive Opernbesuch oder Segeltörn sind nach der Ärztlichen Berufsordnung eigentlich nicht zulässig. Ein selbst auferlegter Verhaltenskodex der Pharmaindustrie gibt seit 2004 ebenfalls Einschränkungen vor.1 Trotzdem: Veranstaltungen, die von Firmen bezahlt werden, schaffen Abhängigkeiten.
- Pharma-Sponsoring: Etwa 90% aller ärztlichen Fortbildungen werden von Pharmaunternehmen gesponsert.2
- Freie Wahl? Beim Essen unbedingt. Aber: Pharmaunternehmen schlagen oft Referenten vor, die ihnen genehm sind.3
- Filetstücke: Gute Qualität beim Essen, aber kaum bei den Informationen. Kritische Fragen zu den Produkten des Sponsors sind während des Menüs nicht zu erwarten.
- Genuss: Fortbildungen werden gerne in Nobelhotels abgehalten, kostenlose Menüs inklusive.
Ohne Pharmagelder gäbe es deutlich weniger Fortbildungen, und diese müssten von den Ärzten selbst bezahlt werden. Industrie-unabhängige Fortbildung ist rar. In vielen Regionen gibt es z.B. überhaupt keine pharmafreien Fortbildungsveranstaltungen zu „arzneilastigen“ Themen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinfarkt. Eine Initiative deutscher Ärzte will das ändern und setzt sich dafür ein, die Fortbildung aus den Luxushotels wieder in die Hörsäle der Universitäten zu verlegen. Der Name dieser Ärzteorganisation: MEZIS – Mein Essen Zahl Ich Selbst. (www.mezis.de)
Stand: 1. Februar 2010 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2010 / S.16